Kurz nach Silvester findet man sie schon in den Blumenläden, lauter schöne bunte Frühlingsblumen, die mit ihren Düften und Farben
für gute Laune sorgen und ein Vor-Frühlingsgefühl verbreiten, obwohl draußen noch kalter Winter ist.
If it's cold outside, let flowers bloom inside!
Primeln
Dazu gehören z. B. die Primeln. Und ihr Name ist Programm, denn Primel oder „Primula, Primus“ bedeutet „die erste“. Bei uns sind sie
überwiegend in den Blumenläden erhältlich, doch es gibt auch etliche Wildprimeln, zur Zeit sind etwa 450 Sorten bekannt. Die meisten
von ihnen sind sogar essbar, z. B. die Kissenprimel. Die Becherprimel allerdings (das sind die bei uns bekanntesten) ist giftig.
Der Inhaltsstoff Primin sorgt für Übelkeit, Erbrechen, bei empfindlichen Menschen kann sogar schon der Hautkontakt zu Schwellungen
oder Juckreiz führen. Auch wenn man Hunde- oder Katzenbesitzer ist, sollte man darauf achten, das der fellige Liebling nicht an ihnen
knabbert. Falls du da mal nicht aufgepasst hast und es ist passiert, ist ein Gang zum Tierarzt durchaus sinnvoll.
Zu der Familie der Primeln gehören übrigens auch die Schlüsselblumen. Diese wiederum sind essbar und machen sich hübsch als Deko
auf einer Frühlingstorte. Andere Namen der Primel sind: Apotherkerblume, Bärenohr, Eieräuglein, Gichtblume, Heiratsschlüssel,
Himmelschlüssel, Märzenblümli, Mundfäulkraut, Petriblume, Wiesen-Primel.
In Skandinavien galt sie als Blume von Elfen, Nixen und Undinen. Im Christentum ist sie die Blume des Heiligen Petrus,
denn sie soll entstanden sein, als dem Heiligen die Himmelsschlüssel aus der Hand glitten und auf die Erde fielen.
Hildegard von Bingen sagte, das sie den Himmel selbst aufschließen könnten: Es gab einmal einen Jüngling, der mit einem
goldenen, von Geistern angefertigten Schlüssel, die Himmelspforte öffnen wollte. Er stürzte dabei auf die Erde herab.
Als er erwachte, war aus dem goldenen Schlüssel die Schlüsselblume geworden.
Auch stehen deshalb diese Blumen immer in Grüppchen und nie alleine - der Schlüssel für die Himmelspforte soll
nicht gefunden werden, außer von einem Sonntagskind (da hab ich aber Glück, ich bin eins :)
Die Kelten brauten aus ihr einen berauschenden Trank, der für kultische Rituale eingesetzt wurde. Und bei den Germanen war sie
der Göttin Freya geweiht. Die Schlüsselblume soll auch - den Legenden nach - verschlossene Türen und Tore aufschließen,
die zu geheimen Schätzen führen.
Eine Schlüsselblume, die zu Weihnachten blüht, ist sehr zauberkräftig, sie sorgt dafür, dass man von verstorbenen Seelen keinen
Besuch erhält, oder - wenn man ihn wünscht - auch bekommt. Somit verbindet die Schlüsselblume das Diesseits mit dem Jenseits,
oder verschließt diese Verbindung. Man sagt ihr auch eine Schutzwirkung nach, eine an Walpurgis gepflückte Primel sollte das
Vieh vor Krankheit schützen.
Primeln haben übrigens auch eine Heilwirkung, die Echte Schlüsselblume (Primula veris L.) und die Hohe Schlüsselblume
(Primula elatior L.) werden dafür genutzt. Sie besitzen sehr viele Saponine und Flavanoide in den Blüten und Wurzeln und eignen
sich bei Erkältungskrankheiten, Asthma und Gicht, bei Kopfschmerzen und Schwindel. Das ist schon seit dem Mittelalter bekannt.
Bitte greift aber dabei auf Mittel aus der Apotheke zurück und esst jetzt nicht jede Primel, die ihr in die Finger bekommt.
Grundsätzlich sollte man auch keine Primel oder Schlüsselblume (oder auch andere Blumen) essen, die man im Blumenladen
schon in Töpfen gekauft hat, diese sind meist gespritzt und überdüngt. Greift dabei bitte aus Pflanzen aus eurem Garten oder
auf BIO-Ware zurück, aus der Gärtnerei eures Vertrauens. Bei uns steht die Primel unter Naturschutz, deshalb pflückt bitte auch
keine Wildarten.
Hyazinthen
Die Hyazinthen (Hyacinthus orientalis) gehörten einst zur Familie der Liliengewächse, heute zählt man sie zu den Spargelgewächsen.
Der Name Hyazinth kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Jüngling“ und dazu gibt es natürlich wieder eine Geschichte
aus der Mytholgie. Es gab da einen jungen Mann mit dem Namen Hyakinthos, der beim Diskuswerfen mit seiner umwerfenden
Schönheit die Aufmerksamkeit des Gottes Apollon erregte. Leider war diese Liebe nicht von Dauer, denn durch einem Unfall beim
Diskuswurf, wurde Hyakinthos aus Versehen von Apollon mit einem Diskus getroffen und getötet. Der trauernde Gott Apollon ließ
aus dem Blut des Hyakinthos eine Blume entstehen. Ach ja, die Griechen und ihre tragischen Mythen.
Es gibt auch noch andere Versionen: Zephyros, einer der Windgottheiten war eifersüchtig auf die Liebe des Apollon zu Hyakinthos.
Er lenkte den Diskus so, das dieser Hyakinthos tötete.
Und auch bei Ovids Metamorphosen findet man die Geschichte: Apollon wirft den Diskus hoch in den Himmel, als er landet,
prallt er vom Boden ab und trifft Hyakinthos tödlich am Kopf. Apollon versucht noch die Blutung zu stillen, aber zu spät.
Aus dem Blut wächst eine purpurfarbene Blume mit lilienartigen Bluten.
Ovid schreibt: „Soweit es möglich ist, bist du dennoch ewig; und so oft das Frühjahr den Winter vertreibt, so oft erstehst du auf und
blühst auf der grünen Wiese“.
Die Hyazinthe ist eine Zwiebepflanze, die so ca. 20 -30 cm hoch wächst. Zuerst sind die länglichen grünen, glänzenden Blätter da
und irgendwann schiebt sich dann der Blütenstengel hervor mit seinen vielen, duftenden, kleinen Blüten. Von weiß über zartrosa,
rosé, rötlich, blau bis violett reicht ihr Farbspektrum. Ihr Duft ist wirklich intensiv, ich mag ihn gerne, aber auf Dauer in der Wohnung
kann er mir fast zuviel werden.
Die Hyazinthe ist für uns in allen Pflanzenteilen leicht giftig. Beim Verzehr können durch giftige Saponine Übelkeit und Erbrechen
ausgelöst werden. Auch der Pflanzensaft kann allergische Reaktionen auf der Haut versursachen, die Hyazinthenkrätze.
Für unsere felligen Mitbewohner sind sie übrigens sehr giftig, deshalb Vorsicht mit diesem Frühlingsblüher.
Eine Heilanwendung existiert bei dieser Pflanze nicht, es gibt aber ein Mineral mit dem Namen Hyazinth, unseren heutigen Zirkon.
Hildegard von Bingen beschrieb damals seine Heilwirkungen auf die Augen, gegen Fieber und für das Herz. Noch heute wirkt er gut
für das Herz, lässt sich aber auch sehr gut für die Lunge und die Atemwege einsetzen.
Und es existiert auch ein ätherisches Öl der Hyazinthe: es wirkt öffnend, entspannend, beruhigend, erfrischend und stärkend.
Ranunkeln
Die Ranunkeln (Ranunculus asiaticus) gehören zur Pflanzenfamilie der Hahnenfußgewächse, Ranunculaceae. Es gibt sie
in vielen Farben von weiß, gelb, orange, rosa, rot bis violett und sogar mehrfarbig. Der Name wird auf "ranunculus" zurückgeführt,
was soviel wie Fröschlein bedeutet. Viele Hahnenfußgewächse fühlen sich in Feuchtgebieten wohl, daher wohl dieser Name.
Ca. 400 Arten gibt es.
Sie bedeuten in der Blumensprache „Du bist zauberhaft“ und stehen sie für Attraktivität und Anziehungskraft, Lebensfreude, aber
auch für Anmut und Einzigartigkeit. Auch öffnet sich die Ranunkel sehr langsam und mit sehr vielen zarten Blütenblättern, bis
irgendwann ihr Zentrum, ihr kleines Blumenherz zu sehen ist. Das kann man gerne mal symbolisch auf den Menschen übertragen :)
Die Ranunkel stammt aus dem Orient und kam im 16. Jahrhundert aus der Türkei nach England. Lange Zeit war sie sehr
beliebt und hatte einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Tulpe. Auch hier gibt es eine kleine Geschichte aus der Legendenwelt.
Ein persischer, sehr schüchterner Prinz hatte sich in eine Nymphe verliebt und sang für sie, denn er war so schüchtern,
dass er ihr seine Liebe nicht anders gestehen konnte. Das erste Ende der Geschichte erzählt, das seine Liebe nicht erwidert
wurde, der Prinz starb und verwandelte sich in eine Ranunkel. Die zweite Version endet so: Die Nymphe war den ewigen Gesang
des Prinzen leid und verwandelte ihn in eine Ranunkel.
Es gibt auch eine Variante der Ureinwohner Amerikas, die ich persönlich interessanter finde: Die Ranunkel besitzt dort den Namen
Coyote‘s Eyes, oder Buttercup Flower. Also, es war einmal ein Kojote. Er liebte es, seine Augen hoch in die Luft zu werfen und sie
wieder aufzufangen. Und so warf er sie - hoch und runter, immer wieder. Da kam ein Adler geflogen, packte die Augen des Kojoten
und flog davon. Der Kojote war nun blind, aber er pflückte sich zwei gelbe Ranunkeln, die ihm fortan als Augen dienten. So konnte
er wieder die Schönheit der Welt sehen. Bei uns hat ja eigentlich eher der Löwenzahn oder die Sumpfdotterblume den Namen
Buttercup oder Butterblume.
Die Ranunkel ist leider auch eine Giftpflanze, alle Teile der Pflanze können, Übelkeit, Erbrechen, Ohnmacht, erhöhten Puls und
Blutungen hervorrufen. Allerdings - richtig dosiert - kann die Pflanze auch gegen Rheuma, Arthritis und verschiedene
Hauterkrankungen eingesetzt werden. Das gehört aber, wie immer, in die richtigen Hände.
Ein bekannter, weiterer Frühlingsblüher ist das Scharbockskraut, das der eine oder andere vielleicht demnächst draußen
entdecken kann. Es gehört übrigens auch zu der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculus ficaria), ebenso wie das
Buschwindröschen (Anemone nemorosa).
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