Es ist Mitte Februar, meine liebste Erkältungszeit. Wir sind tatsächlich noch mehrere Tage eingeschneit und ich fand das ganze Weiß total
schön, aber nun hat es mich erwischt. Leichte Halsschmerzen, ein dicker Kopf, eine verstopfte Nase, ein bisschen Husten und das allgemeine
"Ich fühl mich nicht gut und ziehe mir die Decke über den Kopf"-Gefühl.
Aber: Wehret den Anfängen und bevor es schlimmer wird, mache ich mir meinen Erkältungstee mit Haselkätzchen.
Von denen hab ich vor einigen Tagen eine Handvoll gepflückt, bzw. ein Haselnussstrauch hat sie mir netterweise zur Verfügung gestellt.
Eigentlich wollte ich ein Knospensalz ansetzen, aber das muss jetzt warten.
Die Haselnusskätzchen sind übrigens eine der ersten im Jahr, die ihre Blüten zeigen. Es sind die männlichen Blüten der Gemeinen
Hasel (Corylus avellana), die dort am Ast hängen. Sie wird auch Musekätzchen oder Hexenhasel genannt. Später, wenn es wärmer wird,
gehen die Blüten auf und entlassen ihren gelben Pollenstaub, siehe Bilder unten. Ein Traum für Allergiker.
Aber die Blütenkätzchen sind essbar und auch die Blätter der Hasel könnte man für einen Erkältungstee nutzen, aber es gibt ja noch keine.
Was ist nun drin in den kleinen Kätzchen? Erstmal ist eine Knospe oder Blüte immer ein Mini-Powerpaket. In der Hasel stecken Harze,
jede Menge Vitamine, vor allem A und B, Eisen, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor, Flavonoide und natürlich auch ätherische Öle.
Sie sind hilfreich für Galle und Leber, aber eben auch gegen Erkältungskrankheiten, Husten und Grippe und so ein Tee wirkt schweißtreibend
und stoffwechselanregend.
Was steckt noch drin in meinem Tee außer den Haselkätzchen?
Erstmal eine Portion Fichtennadel, gegen Halsentzündungen, Heiserkeit, sie sind schleimlösend, antibakteriell, enthalten eine ordentliche
Menge Vitamin C, Mineralstoffe und ätherische Öle, lies dazu doch auch mal die Hot Needle, oder heiße Orangen-Fichte.
Mädesüß, pflanzliches Schmerzmittel, entzündungshemmend, schweisstreibend, enthält u. a. Salizylsäure, Gerbsäuren und
ätherische Öle - bei allen Erkältungskrankheiten, grippalen Infekten und Kopfschmerzen.
Holunderblüten, unterstützen den Körper bei viralen Erkrankungen, schweisstreibend, lösen Verschleimungen in Hals und Nase, da die
Bronchien zur dünnflüssigen Schleimbildung angeregt werden. Flavonoide, Antioxidantien, ätherische Öle, Schleim- und Gerbstoffe,
B-Vitamine und Vitamin A und C stecken drin.
Salbei, gegen alle Mund- und Rachenerkrankungen, Halsschmerzen, Husten, durch ätherische Öle wie Thujon, Thymol und Kampfer.
Enthält auch Rosmarinsäure und Salizylsäure, Gerb- und Bitterstoffe, Harz, Zink, Vitamine.
Wacholderbeere, mit antibakterieller, antiviraler, antibiotischer und schweisstreibender Wirkung, hilft bei Erkältungen bis Bronchitis,
es sind ätherische Öle wie Kampfer enthalten, Flavonoide, Bitter- und Gerbbstoffe, Harze, Mangan, Zink und Phosphor.
Rosmarin, ätherische Öle (Thymol, Borneol, Kampfer, Cineol), Flavonoide, Gerbstoffe und Saponine, durchblutungsfördernd,
bei Kopfschmerzen und Erkältungskrankheiten.
Kamille, kurbelt das Immunsystem an, weil sie entzündungsfördernde Stoffe im Körper abschwächt, gegen Mund- und
Rachenentzündungen und hilft bei verstopfter Nase und Schnupfen, enthält Cumarine und Schleimstoffe, Flavonoide und
ätherische Öle.
Orangenschale, natürlich von der Bio-Orange. Es stecken jede Menge Flavonoide, Pektine, Mineralien, Bitterstoffe und Vitamine drin.
Sie ist lungenreinigend, schleimlösend, kurbelt den Stoffwechsel an und stärkt das Immunsystem und außerdem lecker.
Also volle Kraft voraus und gegen die Erkältung!
Alles zusammen kommt in den Mörser, damit die Nadeln, Beeren und Blätter aufbrechen und alle Inhaltsstoffe gut abgeben können.
Frag mich bitte nicht nach dem genauen Rezept, ich mache das so nach Gefühl , mein Körper wird schon wissen, was er so braucht.
Nun das Ganze mit kochendem Wasser übergießen und abgedeckt 10 min ziehen lassen. Das Kondenswasser der Abdeckung wieder
zurück in die Tasse oder Schale gießen, dort haben sich nämlich die ganzen ätherischen Öle niedergeschlagen und die will ich wiederhaben!
Aber jetzt zieht er und:
Ich habe natürlich auch wieder etwas zur Haselnuss-Mythologie:
Hildegard von Bingen empfahl die knospenden Blüten bei Zeugungsunfahigkeit: „Ein Mann, dessen Samen von dünnflüssiger Beschaffenheit
ist, sodass er keine Kinder zeugt, soll diese Haselsprossen nehmen, den dritten Teil davon Mauerpfeffer und so viel, wie der vierte Teil
Mauerpfeffer ist, Winde und etwas von dem an Hasel deren, gebrauchlichen Pfeffer. Dies koche er mit Leber eines jungen, bereits geschlechtsreifen
Bockes zusammen, nachdem auch noch etwas frisch geschlachtetes, fettes Schweinefleisch zugefügt ist ...
Na, guten Appetit, falls ihr damit gute Erfahrung gemacht habt, könnt ihr mir ja berichten :)
Von keltischen und germanischen Priestern wurde der Hasel zur Weissagung benutzt. Die Druiden, die im alten Irland Heroldsfunktion
besaßen, trugen weiße, geschälte Stäbe aus Haselruten. Aus der Hasel wurden früher Zauberstäbe geschnitzt und Wünschelruten
abgebrochen. Bei den Kelten scheint Brigid, die keltische Göttin der Mutterschaft und des Lebens, am meisten mit dem Haselstrauch verbunden
zu sein. Aber auch dem keltischen Seegott Manannan soll er gewidmet gewesen sein. Auf der Isle of Man wurde er unter dem Namen Mannan
verehrt. Dort opferte man ihm am Mittsommerabend grünes Gras und erflehte seinen Segen für den Fischfang und die Seefahrt.
Die Hasel galt als Vermittlerin zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. In der Anderswelt lebten Götter, Feen, Geister und die
Ahnen und diese Welt lag unmittelbar neben der Welt der Menschen.
Der Haselwurm, eine weiße, halb menschliche Schlangengöttin mit einer goldenen Krone, die wie ein Kind weinen konnte, hauste im
Wurzelwerk unter einem Haselstrauch, an dem eine Mistel schmarotzte. Das Fleisch des Haselwurms soll Macht über Geister und Schätze
verleihen, nach manchen Quellen auch unsterblich und unwiderstehlich machen; Paracelsus behauptete, er habe auf diese Weise sein Wissen
über Heilkräuter erworben. Allerdings muss man die Beschwörungsformeln kennen und den Schlangenwurm, der im Mittelalter auch
Paradeiswurm genannt wurde, weil man ihn mit der Schlange vom Baum der Erkenntnis gleichsetzte, dann bei Neumond mit Beifuß – bestreuen.
Nach andere Quellen müssen Haselstrauch und Wurm auch gebührend begrüßt werden. Noch 1951 soll in der Nähe von Bozen/Südtirol ein
Haselwurm unter einem Haselstrauch gesichtet worden sein.
Wolf Dieter Storl erklärt es so:
„Die weiße Schlange mit leuchtender Krone ist eine Metapher für das weiße Rückenmark und das Reptilienhirn, in dem unsere Instinkte,
die Erfahrung von vielen hundert Millionen Jahren, angesiedelt sind. In Indien kennt man das Bild der Kundalini-Schlange.
Sie symbolisiert die geballte Urkraft, die im Wurzel-Chakra am Ende der Wirbelsäule ruht. Wenn diese Schlangenkraft geweckt wird, steigt sie
nach oben bis in den Kopf. Dabei verwandelt sie sich in strahlendes geistiges Licht, das wie eine goldene Krone getragen wird. Ein solches
erleuchtetes Bewusstsein ist etwas anderes als das vergleichbar dumpfe, alltägliche Kopfwissen, das auf Versuch und Irrtum beruht und auf
dem mühseligen Sammeln von Daten und Fakten.“
Es heißt, daß ein Haselnussstrauch (bzw. das Holz der Haselnuss) die Eigenschaft hätte, vor den willkürlichen Kräften der Natur und vor den
chaotischen Kräften des Jenseits schützen zu können. So heißt es: Die Haselnuss schützt vor Blitzschlag, vor Unwetter, vor wilden Tieren,
vor Schlangen, vor bösem Zauber, vor Krankheiten und vor dem Tod. So durfte kein Haselnussstrauch rund um das Haus fehlen.
Und wer kennt nicht das Märchen "Drei Nüsse für Aschenbrödel", in der sich Aschenbrödel mit der Zauberkraft der 3 Haselnüsse den
Prinzen angelt. Aber auch im originalen Aschenputtel bekommt es den Haselzweig von ihrem Vater geschenkt, pflanzt ihn auf das Grab der
Mutter und zum Strauch herangewachsen, bekommt sie von ihm alles Nötige, wie eine Kutsche und Kleider, um Frau Königin zu werden.
Aber nun genug geschwatzt, der Tee ist gezogen, abgeseiht, mit etwas Honig verfeinert und bereit zum Trinken.
Vorsicht, wenn du allergisch auf Kreuzblütler bist und wenn du Rezepte probierst, lies bitte auch den Disclaimer.