Und hier kommt der 2. Teil der Frühlingsblüher. Es ist die letzte Februarwoche, vor einer Woche lag noch Schnee und nun sind 16 Grad.
Ziemlich verrückt! Aber das Tolle ist, dass sich unter der Schneedecke schon einiges vorbereitet hat. Z. B. die Winterlinge und der Name
ist tatsächlich Programm.
Winterling
Der Winterling (Eranthis hyemalis) gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse und ist einer der ersten, die
den gelben Kopf herausstrecken, sogar bei Schnee. Das war letzte Woche ...
Der Name Eranthis setzt sich aus dem griechischen "Er" (Frühling) und aus "anthos" für Blüte zusammen. Das Wort "hymelais" kommt
aus dem Lateinischen und bedeutet winterlich, ich finde das passt ziemlich gut. Das kleine gelbe Blümchen bleibt nur kurz bei uns, nämlich
bis März/ April und wird nicht höher als 20 cm. Zum "Übersommern" zieht es sich in die Erde zurück in seine Knolle, wo es den Rest des Jahres
verbringt und auf den nächsten Winter wartet. Man nennt es auch Ackerwurz, Knobelblume oder Knoble.
Es ist auch eine Pflanze, die zusammen mit dem Krokus und den Haselkätzchen den ersten Pollen und Nektar des Jahres liefert und wie man
sieht, finden das Bienen und Hummeln super.
Winterlinge sieht man selten alleine stehen, sie bilden gerne Grüppchen und manchmal richtig gelbe Teppiche, da habe ich nichts dagegen :)
Leider ist diese hübsche Pflanze mal wieder giftig. Ich freue mich langsam wirklich darauf, wenn die Wildkräuterzeit wieder los geht
und ich mal etwas Essbares präsentieren darf.
Das Verzehren aller Pflanzenteile, aber besonders des Rhizoms können zu Vergiftungserscheinungen führen, wie Übelkeit, Erbrechen,
Atemnot bis hin zum Herzstillstand. Das liegt an den sehr giftigen Herzglykosiden, Eranthinen und anderen interessanten Stoffen.
Alle die heute hier abgebildeteten Pflanzen, wie Winterling, Krokus und Schneeglöckchen sind übrigens der Göttin Brigid geweiht, da sie als
erste Blüten erscheinen und allem Schnee und Eis trotzen.
Aber auch aus der griechischen Mythologie gibt es etwas dazu. Herakles, der große Held bekam 12 Aufgaben und die letzte war es, den Höllenhund
Zerberus zu entführen, der den Hölleneingang bewachte. Herakles war schon gut geschützt, denn bei der 1. Aufgabe hatte er den nemeischen
Löwen besiegt und trug seitdem dessen Haut. Aber Zerberus mit seinen 3 Köpfen, seinem giftigen Atem und seinem Schlangenschwanz war
nicht leicht zu besiegen. Von hinten griff Herakles ihn an, doch Zerberus wand sich, schlug mit seinem Schlangenschwanz nach Herakles und
geiferte aus seinen 3 Mäulern. Herakles drückte aber dem Höllenhund die Luft ab, bis er zusammensackte. Dort wo der Geifer zu Boden fiel
wuchs der Winterling und deshalb ist er auch giftig.
Schneeglöckchen
Kommen wir zum Schneeglöckchen (Galanthus nivalis). Es gibt etwa 20 Arten der hübschen kleinen Frühlingsblüher und sie gehören
zur Familie der Amaryllisgewächse. "Gála" ist das griechische Wort für Milch und "anthos" wie beim Winterling die Blüte. "Nivalis"
bedeutet Schneeweiß. Milchblüte ist auch äußerst passend und das Schneeglöckchen zeigt sich ja schon frühzeitig im Schnee.
Man nennt es auch Lichtmess-Glöckchen, Milchblume, Schneetulpe, Weiße Jungfrau, Holdes Mädchen vom Februar, Schneeguckerchen
und Frühlingsglöckchen und seine Blütezeit reicht bis etwa April. Den englischen Namen "Snowdrop" finde ich auch sehr schön.
Forscher sind dabei herauszubekommen, ob das Schneeglöckchen in der Lage ist Thermogenese zu betreiben, also in der Zwiebel soviel
Eigenwärme zu erzeugen, dass es sich quasi den Weg durch den Schnee freischmelzen kann. Manche Pflanzen können das, aber einen
wissenschaftlichen Beweis gibt es bisher noch nicht. Ist mir eigentlich auch egal, ich mag es trotzdem.
Spannend ist, dass es mal wieder giftig ist, extrem giftig sind die Zwiebeln, aber auch alle anderen Pflanzenteile sind es. Es kommt zu
Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufstörungen, Benommenheit und Bewußtlosigkeit. Die Zwiebel enthält das Amaryllidaceen-Alkaloid, in anderen
Pflanzenteilen Lycorin, Tazettin und Galantamin. Das Galantamin ist aber nicht nur schlecht, sondern es wird eingesetzt in Medikamenten,
die die Alzheimer Krankheit im Verlauf verzögern.
Es gibt auch eine Blütenessenz des Schneeglöckchens. Wie oben erwähnt, ist es ja eine Lichmess Blume (Imbolc). Es ist ein Neubeginn,
eine Zeit in der man alles Alte, Verbrauchte hinter sich lässt. Und somit lässt sich auch die Essenz mit einem Neuanfang assoziieren,
auch für die neue Lebenskraft, trotz widriger Umstände.
Schneeglöckchen sind Brigid geweiht, aber auch der skandinavischen Göttin Skadi, einer Riesin und Berggöttin, Göttin der Jagd, des Schnees
und des Eises.
Und wo kam nun das Glöckchen her?
Adam und Eva wurden ja bekanntlich aus dem Paradies vertrieben und sie weinten und schrien während eines besonders harten Winters
in einer Schneelandschaft. Aus Mitleid schickte Gott einen Engel, dieser verwandelte jede Schneeflocke in die milchweißen Blüten des
Schneeglöckchens. Eine andere Version erzählt, dass Eva Reue zeigte und weinte. Dort wo ihre Tränen auf den Boden fielen wuchs eine
kleine Pflanze, deren Form an Tränen erinnert, Evas Tränen wurden zu Schneeglöckchen.
Und noch eine Geschichte von Oskar Dähnhardt, einem deutschen Germanisten und Altphilologen (1870-1915):
Vom Schnee und vom Schneeglöckchen
Der Herr hat alles erschaffen: Gras und Kräuter und Blumen. Er hatte ihnen die schönsten Farben gegeben.
Zuletzt machte er nun noch den Schnee und sagte zu ihm: "Die Farbe kannst du dir selbst aussuchen. So einer wie du, der alles frisst,
wird ja wohl etwas finden. Der Schnee ging also zum Gras und sagte: "Gib mir deine grüne Farbe!"
Er ging zur Rose und bat sie um ihr rotes Kleid.
Er ging zum Veilchen und dann zur Sonnenblume. Denn er war eitel. Er wollte einen schönen Rock haben.
Aber Gras und Blumen lachten ihn aus und schickten ihn fort. Er setzte sich zum Schneeglöckchen und sagte betrübt:
"Wenn mir niemand eine Farbe gibt, so ergeht es mir wie dem Wind. Der ist auch nur darum so bös, weil man ihn nicht sieht."
Da erbarmte sich das Schneeglöckchen und sprach: "Wenn dir mein Mäntelchen gefällt, kannst du es nehmen."
Der Schnee nahm das Mäntelchen und ist seitdem weiss.
Aber allen Blumen ist er er seitdem feind, nur nicht dem Schneeglöckchen.
Und auch Hans Christian Andersen hat ein Märchen zum Schneeglöckchen geschrieben. Das kannst du hier finden:
https://internet-maerchen.de/maerchen/schneegloeckchen.htm
Krokus
Nummer 3 bei den Frühlingsblühern ist der Krokus (Crocus). Er gehört zu der Familie der Schwertliliengewächse und es gibt über
230 Arten. Auch der berühmte Safran ist eine Krokusart, ebenso wie die schon im Herbst blühenden Herbstzeitlosen. Krokusse sind auch
wie der Winterling Geophyten, ziehen sich also nach der Blüte wieder in ihre Knolle zurück. Bei uns sind sie weiß, lila-violett und gelb und
auch mal 2-farbig und die Bienen und Hummeln lieben den vitamin- und eiweißhaltigen Pollen. Krokos bedeutet Faden und 3 Safranfäden
wachsen in jedem Safran-Krokus.
Auch der Krokus gehört leider nicht in den Salat, die Knolle ist besonders giftig, aber auch alle anderen Pflanzenteile enthalten Picrocrocin.
Dieser Pflanzenstoff ist für Tiere wie Hund und Katz sehr giftig, für Menschen leicht giftig und erzeugt einen bitteren Geschmack.
Den Herbstzeitlosen sollte man dann schon ernster nehmen, denn er ist sehr giftig auch für den Menschen.
Der Gott Zeus soll in einem Bett aus Krokus-Blüten geschlafen und mit einer Wolke von Safran parfümiert haben, bevor er sich als Stier der
Europa, der Tochter des phönizischen Königs Agenor näherte. Kleopatra badete in mit Safran versetzter Stutenmilch, bevor sie einen
Liebhaber empfing und der römische Kaiser Marc Aurel nahm gerne ein Bad in Safran-Wasser, mit dem er seine Manneskraft stärken wollte.
Und auch die griechische Mythologie hat wieder etwas zu bieten und wie so oft hat die Geschichte mehrere Versionen:
Ein sterblicher Jüngling mit Namen Krokus verliebte sich in die schöne Nymphe Smilax. Anfangs liebte sie ihn auch, fand ihn aber bald etwas
lästig und wies ihn mehrmals zurück. So siechte er dahin, bis er schließlich an Liebeskummer starb. Die Götter hatten Mitleid mit ihm und
waren von seinem Leiden so beeindruckt, dass sie ihn in einen Krokus verwandelten.
Eine andere Version lautet: Die Götter fanden das Geturtel von Krokus und Smilax gar nicht witzig und waren sogar ziemlich empört.
Und so verwandelten sie ihn in einen Krokus und die Nymphe in eine Stechwinde.
Eine andere Geschichte erzählt, dass sich der Gott Hermes in den Jüngling verguckt hatte und ihn versehentlich tötete. Dort, wo das Blut
in die Erde floss, wuchs eine Blume hervor, deren 3 Narben die 3 Blutstropfen des Krokus waren.
Demnächst gibt es Teil 3 der Frühlingsblüher, dann erwarten euch Osterglocke, Narzisse, Traubenhyazinthe und Tulpe.