Kennst du jemanden, der keine Gänseblümchen mag? Ich nicht, selbst Leute, die nicht gerade Blumenliebhaber sind, mögen Gänseblümchen.
Ich glaube, das liegt daran, dass dieses Blümchen zusammen mit dem Löwenzahn die erste Blume ist, zu der man als Kind einen Zugang bekommt.
Mit dem Löwenzahn gemeinsam hat es, dass es kaum unterzukriegen ist. Man kann auf ihrem Kopf rumlaufen, auf sie treten, sie abmähen,
Gänseblümchen sind immer wieder da, ein Steh-Auf-Männchen unter den Heilpflanzen. Das kennt jeder, der einige davon im Garten hat.
Wer von uns hat nicht Fragen gestellt und an Gänseblümchen gezupft, um Antworten zu erhalten (daher der Name Orakelblume) und wer
hat sich als kleines Mädchen keinen Gänseblümchenkranz für die Haare geflochten? Gänseblümchen sind immer da, aber sie sind unscheinbar
und irgendwie selbstverständlich, weil sie eben immer da sind. Aber schauen wir uns das weiße Blümchen mit der gelben Mitte mal näher an.
Das Gänseblümchen, Bellis perennis, war Heilpflanze des Jahres 2017 und das nicht ohne Grund. Es ist voller toller Dinge, wie Kalium, Magnesium,
Calcium, Eisen, Vitamin C, E und A. Außerdem enthält es Gerb- und Bitterstoffe, Saponine, ätherische Öle, Schleimstoffe und Inulin.
Bellis perennis, von „schön“ (bellus) und „das ganze Jahr hindurch dauernd“ (perennis), ist wirklich ein starkes Pflänzchen, denn nur Dauerfrost
kann es wirklich stoppen. Manche haben rosa Spitzen, durch die in der Pflanze enthaltenen Anthocyane (Farbstoffe), denn auch junge Gänseblümchen
brauchen einen Sonnenschutz. Sobald Bellis aus den Flegeljahren raus ist, sprich erwachsen ist, baut sie diese meist wieder ab, bis auf einige,
bei denen die Farbe genetisch bedingt ist.
Es kann eingesetzt werden bei: Erkältungskrankheiten und allen Bronchial-Erkrankungen bis zum Asthma, denn es wirkt schleimlösend. Auch bei
Nieren- und Leberleiden ist es hilfreich, ebenso wie bei der Wundheilung, der Hautpflege oder bei Verstauchungen und Quetschungen. Es ist allgemein entgiftend, Blut reinigend und auch leicht schmerzstillend. Es ist eine Super-Pflanze für Detox-Kuren im Frühling, denn die Saponine (schäumend)
putzen alles so richtig bei uns durch. Diese sind auch für die schleimlösende Wirkung verantwortlich. Und es ist appetit-, verdauungs-, und
stoffwechelanregend und wirkt auf die Psyche stärkend und aufheiternd.
Kulinarisch ist das Gänseblümchen vielseitig einsetzbar. Die noch jungen Blätter, Blüten und Knospen kann man einfach in einem Wildkräuter-
salat genießen, auf einem Butterbrot verzehren, in Spinat- oder Pfannengemüsen essen. Kräuterquarks- oder -Buttern profitieren ebenfalls
von ihm. Aus den Blüten kann man einen frischen Tee zaubern, man kann es als Öl ausziehen und als Dressing einsetzen oder den Ölauszug
zur Herstellung von Naturkosmetik oder hautpflegenden Salben nutzen, auch macht es sich super in Essigen, als Dekoration auf Kuchen, z. B.
dem Rharbarber-Baiser-Kuchen , der wilden Focaccia oder den Spargel-Erdbeer-Bärlauch-Crostini.
Die Knospen kann man ebenfalls wie beim Löwenzahn als falsche Kapern einlegen. Zum Roh-Essen sollte man die Frühlings-Gänseblümchen
nutzen, denn sie werden über das Jahr immer intensiver im Geschmack, das könnte dem einen oder anderen zuviel des Guten werden.
Aus der römischen Mythologie: Astern und Gänseblümchen sind aus der Verwandlung der Waldnymphe Belides entstanden. Nichtsahnend tanzte
Belides fröhlich mit ihren Nymphenfreundinnen auf der Wiese. Bis der Frühlingsgott Vertumnus sie erspähte und begehrte. Er verfolgte sie und sie
rettete sich dadurch, dass sie sich zu Bodenfallen ließ und in ein Gänseblümchen verwandelte, daher auch der Name "Bellis".
Das Gänseblümchen war der Göttin Freya gewidmet, später der Mutter Gottes.
Eine andere Variante, warum das Gänseblümchen manchmal rote Unterseiten oder Spitzen hat: Die Mutter Gottes hatte zu Jesus Geburtstag
im Winter künstliche Blumen gebastelt. Eine davon war besonders schön, mit weißen Strahlen und einer goldenen Mitte. Doch sie stach sich mit
einer Nadel in den Finger und dort, wo ihr Blut die Blume traf, färbte sie sich rot. Das Christkind fand sie aber so schön, dass sie der Blume Leben
gab und so blüht das Gänseblümchen manchmal auch im Winter.
Im 18. Jh. gab es eine Verordnung, dass die Bauern das Gänseblümen ausrotten sollten, wahrscheinlich weil es auch für Abtreibungen genutzt
wurde. Isst man die ersten drei Gänseblümchen, die man im Frühjahr findet, bleibt man das restliche Jahr frei von Fieber und Zahnschmerzen,
könnt ihr ja mal probieren und berichten:)
Gänseblümchen haben viele Namen, z. B. Augenblümchen, Angerblümlein, Kindsblümle, Gänselieschen, Himmelsblume, Marienblümchen,
Maßliebchen, Mondscheinblume, Regenblume, Tausendschön, gemeine Wucherblume, Mümmeli, Orakelblume. Das Tragen von Gänseblümchen
soll Glück bringen und eine Wurzel unter das Kopfkissen gepackt, bringt eine verflossene Liebe zurück.
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