Die Rosskastanie blüht und nun wird es Zeit aus ihren entzückenden, kleinen Blüten eine Tinktur anzusetzen. Als ich heute spazieren ging,
hing tatsächlich einer der Äste direkt vor meiner Nase. Da gab mir die Natur doch ein Zeichen und ich nahm mir eine Blütenkerze ab.
Ich finde diese Blüten ja total entzückend, irgendwie haben sie für mich etwas elfenhaftes. Fragt ihr euch, warum sie gelbe und rote Blüten hat?
Kein Problem, klären wir gleich...
Die Rosskastanie oder auch Gewöhnliche Rosskastanie Aesculus hippocastanum ist ein Baum, der bis 30 m hoch werden kann und bis zu 300
Jahre alt. Im April/ Mai blüht sie für gewöhnlich, dieses Jahr allerdings war sie, wie viele andere Pflanzen auch, später dran. Es war einfach
zu nass und zu kalt. Aber nun hat sie losgelegt und ihre hübschen Blütenkerzen stehen am Baum.
Wie viele andere Pflanzen kommuniziert die Rosskastanie über ihre Farben mit den Insekten. Normalerweise hätten alle ihre Blüten einen gelben
Fleck. Das signalisiert: Hier ist was zu holen - Zeit zum Bestäuben. Haben die kleinen Insekten ihren Job erledigt, verfärbt sich die Blüte langsam rot.
Ihr könnt das auf den Bildern sehen, aus dem Gelb wird über Orange ein Rot und das zeigt den Insekten: Hier ist nix mehr zu holen, Nektar- und
Pollenstand geschlossen. Und so sieht die Rosskastanie eben so schön bunt aus.
Beim Vergissmeinnicht ist es übrigens ganz ähnlich. Solange die Blüte noch nicht befruchtet wurde, leuchtet das gelbe Auge in der blauen Blüte.
War ein kleiner Bestäuber da, verblasst das Gelb und das Vergissmeinnicht hat ein weißes Auge.
Die Zubereitung der Tinktur ist ganz einfach. Die Blüten werden vom den Zweigen abgesammelt und in ein Glas gefüllt, so etwa 2/3 Höhe des
Glases. Die Blüten sollten beim Sammeln trocken sein, also keine regennassen oder die morgentaufeuchten Blüten sammeln. Gut sind sonnige Tage,
so etwa um die Mittagszeit. Das gilt übrigens auch für andere Wildpflanzen. Für den Salat ist es nicht so wichtig, wollt ihr aber Honig, Tinkturen,
Oxymel ansetzen oder die Pflanze für Ölauszüge oder für Tee trocknen - immer trocken verwenden.
Und dann wird das Ganze mit einem Alkohol aufgefüllt, bei mir ist es jetzt Vodka (oder Korn) mit 40 %. Dann darf alles für 3-4 Wochen an einem
sonnigen Platz stehen und vor sich hinziehen. Dabei könnt ihr beobachten, wie der Vodka sich langsam verfärbt und die Blüten immer blasser
werden, die Kräfte der Pflanze werden vom Alkohol ausgezogen und einige Wochen später habt ihr eine wirksame Rosskastanien-Tinktur.
Falls du wissen möchtest, wie du eine Gemmo- oder Knospenmazerat von der Kastanie oder anderen Pflanzen machen kannst, dann schau doch
mal hier.
Eine wirksamere Tinktur bekommt ihr im Herbst von den Früchten. Auch die Rinde oder die Blätter können verwendet werden.
Aber auch die Blüten stellen bereits eine sanft wirkende Tinktur.
Auf dem Markt gibt es viele Salben oder Cremes mit Rosskastanie, das habt ihr vielleicht schon mal gesehen. Wofür ist sie nun gut?
Die Tinktur ist äußerlich und innerlich anwendbar. Sie ist gut gegen Wadenkrämpfe, bei Sportverletzungen und sie hat Power bei Venenleiden,
wie Krampfadern, schweren Beinen mit oder ohne Wassereinlagerungen, bei Schwellungen und Schmerzen. Sie wirkt entzündungshemmend,
antioxidativ, venentonisierend und entstauend. Die Rosskastanie enthält Gerbstoffe und Flavonoide, Cumarine, Bitterstoffe und Zucker.
Das interessanteste sind aber die Saponine, hier das Aesculin. Es ist ein Seifenstoff, der mit gefässverengenden, gefäss-schützenden Eigenschaften
aufwartet. Er erhöht die Spannung der Gefäße und zieht sie zusammen, dies vermindert den Wasseraustritt aus den Kapillaren, damit gibt es weniger Schwellungen und Ödeme.
Ich persönlich leide nicht unter Krampfadern, aber wenn es im Sommer heiß wird und man viel steht oder unterwegs ist, mögen die Blutgefäße der
Beine es ganz gerne, mal mit so einer Tinktur abgerieben zu werden.
Durch die entzündungshemmende Wirkung läßt sich die Tinktur auch bei Geschwüren oder Rheuma einsetzen.
Bitte lies den Disclaimer, wenn du die Rezepte nachmachen oder Pflanzen - egal welcher Art - ausprobieren möchtest.
Nach der Ziehzeit wird die Tinktur durch ein feines Sieb abgeseiht und am besten kühl und dunkel aufbewahrt. Innerlich einnehmen kann man sie
10-15 Tropfen 3x täglich, äußerlich kann sie als Einreibung, als Kompresse und Umschlag genutzt werden.
Wie bei allen Rezepten und Empfehlungen auf dieser Seite, lies bitte dazu den Hinweis unter Disclaimer.