Es ist Juli und die Linde blüht. Es ist so schön unter einer blühenden Linde Zeit zu verbringen, sie duftet wunderbar und sie gibt einem
immer so ein Sommerabend-Gefühl, sie macht ruhig und warm.
Es ist immer ziemlich schwierig Lindenbäume zu finden, deren Äste mal tief genug hängen, um Lindenblüten zu pflücken. Denn an Straßen wird
nicht gesammelt, auf Grund der Abgasbelastung und in normalen deutschen Parks werden die unteren Äste gekappt, so dass man wirklich
Probleme hat an die Blüten zu kommen, wenn man nicht gerade eine Leiter bei sich trägt.
Ich hatte das Glück 2 Bäume zu finden, die ich mir gleich für nächstes Jahr gemerkt habe. Jede Menge Lindenblüten in Griffhöhe, da musste ich
einfach zugreifen. Ich habe einige Hände voll gesammelt, einmal für den Lindenblüten-Sirup, ihr könnt aber auch ein Lindenblüten-Ölauszug
machen, z. B. für die Naturkosmetik oder ihr trocknet die Blüten für einen Erkältungstee. Ihr könnt die Lindenblüten frisch im Wasser pur trinken,
aber auch mit Mädesüss und oder Holunderblüten mischen, ebenso alles getrocknet für den Tee nehmen. Gepflückt werden sie übrigens mitsamt
dem grünen Flugblatt, die Inhaltsstoffe sind zwar nicht ganz so hoch wie in der Blüte, aber es ist trotzdem verwendbar und macht das Pflücken leichter.
Nach dem Sammeln habe ich mich gleich ans Werk gemacht. Als ich meine Schätze auspackte, duftete meine Wohnung einge Minuten später
nach Lindenbaum.
Für den Sirup (fertiger Sirup ca. 1 Liter) brauchst du:
ein größeres Gefäß als 1 Liter
1 Liter Wasser
750 g Rohrohzucker
2 Bio-Orangen
2-3 Bio-Zitronen
4-5 Handvoll Lindenblüten
Du kannst auch weniger Zucker nehmen, aber je mehr Zucker enthalten ist, desto länger hält dein Sirup, viele nehmen im Verhältnis Wasser/
Zucker 1/1. Die Lindenblüten werden etwas sortiert, also schon abgeblühte Teile entfernt, untersuche auch, ob die Blätter in Ordnung sind oder
ob sich Pilze etc. darauf befinden. Auch ob sich noch kleine Mini-Käfer darin befinden.
Die Orangen und Zitronen werden in Scheiben geschnitten und dann kannst du abwechselnd Lindenblüten und Zitrusfrüchte in die Gläser
schichten. In einem großen Topf läßt du das Wasser aufkochen, gibst den Zucker dazu und läßt ihn einmal richtig aufkochen, so dass sich der
Zucker gut gelöst hat. 2-3 Minuten abkühlen lassen und dann gieße den Zuckersirup über die Lindenblüten-Zitrus-Mischung. Blüten und
Früchte sollten komplett bedeckt sein.
Abkühlen lassen, verschließen und ca. 5 Tage an einem warmen, sonnigen Ort ziehen lassen. Danach durch ein Tuch abseihen und die Flüssigkeit
noch einmal kurz aufkochen, das macht den Sirup haltbarer. In frisch desinfizierte Fläschchen füllen.
Der Sirup schmeckt sehr lecker, du kannst ihn als Sommerdrink mit Mineralwasser oder einem Sekt aufsprudeln, kannst ihn aber auch zur
Erkältungszeit in einen Tee geben oder ihn einfach auf einem Löffel einnehmen, wenn du Halskratzen, Reizhusten, etc. bemerkst.
Frische Lindenblütenblätter kann man auch essen und wenn du das mal probierst, merkst du gleich, dass in der Linde jede Menge Schleimstoffe
vorhanden sind. Und das ist das Tolle an ihr, die Schleimstoffe beruhigen den Hals bei Halschmerzen und Hustenreizen aller Art, sie bilden quasi
eine Art Schutzfilm auf der Schleimhaut. Und auch entzündungshemmend und schmerzstillend wirkt die Linde, sie stärkt die Abwehr und hilft
bei allen Erkältungskrankheiten. Und da sie im Magen landet, schützt sie auch dort die Schleimhaut. Der Tee hilft übrigens durch seine entspannende
Wirkung auch bei Schwierigkeiten beim Einschlafen. Und auch als Gesichtswasser ist er nutzbar. Übrigens könnt ihr auch Honig mit Lindenblüten
aromatisieren, einfach Lindenblüten in Honig einlegen.
Bitte lies den Disclaimer, wenn du die Rezepte nachmachen oder Pflanzen - egal welcher Art - ausprobieren möchtest.
In den Metamorphosen des Ovid wird eine Geschichte über Zeus und Hermes geschrieben Sie wanderten durch Phrygien, um die Menschen zu
prüfen und waren auf der Suche nach einer Unterkunft. Aber jeder wies die beiden Wanderer ab. Nur Philemon und Baucis, ein altes Ehepaar in einer
ärmlichen Hütte lud die Wanderer zu sich ein und teilte mit ihnen alles, was sie hatten. Zur Belohnung baten Zeus und Hermes am nächsten Tag die
beiden, mit ihnen auf einen Hügel zu kommen. Von dort aus sahen die beiden, wie die Stadt in einer Sintflut versank, nur ihr kleines Häuschen wurde
verschont, dies hatte sich aber in einen Tempel aus Marmor und Gold verwandelt. Philemon und Baucis hüteten von da ab diesen Tempel und ihr
Wunsch zur gleichen Stunde zu sterben, damit niemand auf das Grab des anderen schauen mußte, wurde ihnen auch erfüllt. Eines Tages, als sie die
Tempelstufen hinauf stiegen, wurden die beiden verwandelt, Philemon in eine Eiche und Baucis in eine Linde. Ihr Geäst verwob sich und soll noch viele Jahrhunderte das Dach des Tempels getragen haben.
Linden (Tilia) standen gern in mitten der Dörfer (die Dorflinde), auch Gericht wurde unter ihr gehalten, der Gerichtslinde. Es gibt Linden, die bis 1000
Jahre alt werden können, denn Linden können sich verjüngen. Wird die Linde innen faul, kann sie Innenwurzeln auszubilden, die sich von der
Baumkrone abwärts entwickeln und durch gegenseitiges Verwachsen einen neuen Baumstamm bilden können.
In der Antike war sie der Liebesgöttin Aphrodite geweiht, bei den Germanen der Göttin Freya und sie war und ist ein Baum des Herzens.
Viele Liebesgeschichten ranken sich um sie, Dichter woben Verse um sie und sie trägt viele kleine Herzensblätter.
Die Linde heißt übrigens deshalb Linde: "Lento" ist das indogermanische Wort für "biegsam", denn das Holz der Linde ist biegsam und beweglich,
ebenso wie der Lindwurm, auch dieser ist besonders "lind", biegsam.
Auch der Held Siegfried hatte mit dem Lindwurm Fafnir zu tun. Er besiegte ihn und badete in seinem Blut, welches ihn unverwundbar machte,
nur bermerkte er nicht, dass die Linde über ihm ein Blatt genau zwischen seine Schulterblätter fallen ließ. Dies war seine einzige verwundbare
Stelle und Hagen von Tronje gab ihm auch unter einer Linde den Todesstoß.