Das Schnitterfest im August ist ein Mondfest und wie du im letzten Beitrag lesen konntest, kann es sehr emotional sein, denn der Mond
bewegt unsere tiefsten Emotionen. Dies kann ganz einfach sein oder sehr schwer wiegen, wenn du mehr dazu lesen magst, kannst du das hier.
Denn hier geht es um Rituale, Bräuche, Farben und Pflanzen für diese Zeit.
Natürlich stehen die Ähren des Getreides im Mittelpunkt dieses Festes, man bindet Kränze oder kleine Ährenpüppchen aus ihm und man kann
natürlich auch die Blüten der an den Feldern stehenden Pflanzen mit einbeziehen, z. B. Mohn- und Kornblumen. Aber auch die Hagebutten, die
die wunderschön blühenden Rosen der Sommersonnenwende bereits abgelöst haben, auch Eicheln und Nüsse, wenn du schon welche findest.
Goldene oder gelbe Kerzen können jetzt entzündet, selbstgemachtes Brot gebacken und verzehrt werden, ob du das Mehl jetzt selbst gemahlen
hast oder im Supermarkt gekauft hast. Es geht darum, das Getreide und das Mehl zu ehren und sich mit dem Verzehr eines Brotes wieder
bewußt zu machen, wie wichtig die Getreideernte früher war. Ohne vollen Getreidespeicher, ohne gemahlenes Mehl konnten die Menschen
im Winter nicht überleben. War die Ernte unreif oder durch einen Sturm oder Gewitter zunichte gemacht, hing das Leben und Überleben
von anderen Nahrungsmitteln ab und die waren rar. Man konnte nicht einfach mal so in den Supermarkt spazieren und frische Lebensmittel
kaufen - Brot war damals das Wichtigste, um zu überleben. Wer heute kein Brot essen mag - kein Problem, nimmt man halt etwas anderes -
aber damals war das undenkbar. Vielleicht wird uns das in diesem Jahr mehr ins Bewußtsein kommen, als in den letzten Jahren.
Wenn du magst, kannst du dir auch einen Kräuterbuschen binden. Traditionell band man sie aus 7, 9, 12, 14, 24, 72 oder 99 Kräutern. Ich bin
einfach dafür, einen Buschen aus den Kräutern zu binden, die mir wichtig sind und die mir im Winter, vor allem in den Rauhnächten etwas
Licht ins Dunkel zu bringen. Johanniskraut gehört für mich auf jeden Fall dazu, Schafgarbe, Beifuss, Nacht- und Königskerze. Kamille,
Mädesüss, Thymian, Malven, Eisenkraut, Ringelblume, je nachdem, was du bei dir findest. Wenn du einen Buschen zum Räuchern binden willst,
hier ist eine Anleitung zum Binden eines Räucherbündels. Mit dem Buschen kannst du schon zur Sommersonnenwende beginnen,
sammele die Kräuter, die du findest und füge immer neue Kräuter hinzu. Zur Mitte des Septembers, zum Ende der Kräutersammelzeit,
sollte er fertig sein.
Die Farben des Schnitterfestes sind gelb-gold, wie die Sonne und die reifen Ähren des Getreides, auch orange und rot, wie sich die Beeren verfärben.
Die Eberesche und der Weißdorn färben ihre Beeren jetzt über gelb, nach orange in rote Beeren und auch schwarz ist eine Farbe zum Schnitterfest,
denn die rote Göttin wird langsam zur schwarzen Göttin, die über Leben und Tod herrscht und der Holunder trägt bald seine blauschwarzen Beeren.
Und so ist es auch eine Zeit, um Vorräte einzulagern, Marmelade zu kochen, Gemüse einzulegen, Beerensäfte, Sirup, usw. herzustellen. Holunderbeer-
saft für die Erkältungen des Winters, Zwiebeln, Tomaten, Gurken einzulegen, Himbeeren und Brombeeren zu ernten, um sich einen Teil des Sommers
im Winter zu erhalten. Und auch die letzte Möglichkeit noch Kräuter zu ernten, denn ihre Kraft geht seit der Sommersonnenwende auch schon zurück,
die Kräfte wandern jetzt in Samenbildung und zurück in die Erde, in die Wurzeln. Also, wenn du noch Kräuter trocknen, Öle und Tinkturen ansetzen
willst, für Naturkosmetik oder Heilmittel, dann jetzt.
Wenn du ein kleines Ritual abhalten willst, dann probiere doch mal ein Dankesritual. Backe ein Brot, z. B. meine Triqueta-Kräuterbrote oder nimm
dir den Wilden Sommer-Beeren Wein und nimm alles - wenn es das Wetter zuläßt - mit nach draußen. Setz dich an einen schönen Platz, vielleicht
auch an ein Getreidefeld. Nimm dir eine Decke mit und mach es dir gemütlich, schließe die Augen und schau nach innen. Was ist seit dem Frühling
bei dir passiert? Was bisher im Sommer, was hat Früchte getragen?
Lies dazu auch gerne diesen Beitrag zum Schnitterfest. Was auch immer funktioniert hat, sei dankbar dafür, nimm etwas Brot, zerkrümele es auf
dem Feld, gieße einen Schluck Wein auf die Erde und danke der Erde mit deinen Worten. Und sei auch dankbar für die Dinge, die sich nicht erfüllt,
die nicht geklappt haben, denn auch sie erfüllen einen Sinn in deinem Leben und bringen dich weiter in deinem Wachstum, auch wenn du es
momentan nicht sehen kannst, du wirst es in einiger Zeit verstehen. Verfahre mit Brot und Wein genau so und bedanke dich auch dafür mit deinen
Worten. Dann lasse das Alte gehen und sterben, mache Platz in dir für das Neue und lasse auch gerne etwas Leere in dir sein. Leere ist nichts
Schlimmes, es ist nur ein Platz, der nun wieder mit neuen Dingen befüllt werden kann, wenn die Zeit dafür reif ist.
In diesem Sinne wünsche ich dir eine gute Ernte und ein schönes Schnitterfest!