Wenn ihr schon mal die dicken, gelben, duftenden Quitten verarbeitet habt, wißt ihr, dass sie im Inneren Samenkerne beherbergen, wie Apfel
und Birne. Die Kernchen fühlen sich fettig und wachsig an und etwas glitschig. Man kann die ganze Quitte verwerten, sie ist für süß und herzhaft
geeignet, für Chutneys, Marmeladen, Gelees, Quittenkuchen mit Honig und Lavendel, Kompott, Likör und Wein, für Quittenbrot und vieles
mehr. Die Schalen sind geeignet um ein wunderbar duftendes Körperöl herzustellen. Früher nahm man sie gerne auch als natürliche Raum- oder Wäschebeduftung. Die Wachsschicht auf den Quitten sorgt dafür, dass sie lange haltbar und frisch bleibt und somit hat man eventuell sogar bis
Weihnachten mit einer Schale Quitten einen tollen Raumduft. Momentan liegen bei mir 3 Quitten auf dem Tisch und beduften mein ganzes
Wohnzimmer.
Die Quitte Cydonia oblonga gehört zu den Kernobstgewächsen und der Familie der Rosengewächse. Der Quittenapfel, Kydonischer Apfel,
Kretischer Apfel, Hesperiden-Apfel, Venus- oder Adonis-Apfel, Baumwollapfel und Schmeckbirne stammt wohl aus dem Kaukasus, die
ältesten Überlieferungen stammen von vor über 4000 Jahren. Die Quitte galt übrigens auch als der Paradiesapfel. Ein Quittenbaum erreicht
etwa 4-8 Meter, je nach Sorte und Standort und sie können bis zu 50 Jahre alt werden. Im Frühling blüht die Quitte in weiß- oder rosa-Tönen und
sie blüht spät, etwa im Mai/Juni. Nach der Blüte erscheinen die Früchte, genauer gesagt - eine Scheinfrucht, eine Sammelbalgfrucht, die ähnlich
aufgebaut ist wie Apfel oder Birne. Der Form nach unterscheidet man auch zwischen Apfel- und Birnenquitte und man kann sie teils bis weit in den
November ernten. Die Quitte ist bepelzt, auf der Schale sitzt ein Flaum, der vor dem Verzehr abgerieben werden sollte, denn dieser enthält sehr
viele Bitterstoffe. Das Fruchtfleisch ist von der Konsistenz her birnenähnlich und der Duft besteht aus ca. 80 Einzelstoffen. Vernünftig gelagert kann
man Quitten monatelang aufbewahren, sie sind aber auch druckempfindlich.
Die Quitte ist sehr gesund, Vitamin C, Kalium, Natrium, Mangan, Fluor, Kupfer und Eisen, Gerbsäuren, Tannine, jede Menge Pektine und
Schleimstoffe gehören zu den Inhaltsstoffen. Die Samen enthalten sehr viel Schleimstoffe, die wir uns später zu Nutze machen, Öl, Wachse,
Vitamine und Mineralstoffe und cyanogene Glykoside (Blausäure). Es gibt Sorten, die für den Rohverzehr geeignet sind, ansonsten sollte die
Quitte in den Ofen oder auf den Herd. Aber nun erstmal zurück zu unserem Gel.
Zutaten
für ca. 30 ml Gel
1 EL Quittenkerne (ganze, unverletzte Kerne)
Wasser
Die Quittenkerne habe ich aus 2 großen Quitten gepult, da sie Blausäure enthalten, sollten die Kernchen unverletzt sein. Man gibt sie in ein
Glas und füllt etwa die 8-fache Menge Wasser dazu.
Nun benötigt man etwas Zeit, ca. 10 Stunden und dann hat sich das Wasser in eine schleimige, gelartige Masse verwandelt, ähnlich der Konsistenz
von Aloe Vera Gel. Das Gel ist ganz klar, geruchlos und hält sich leider nur 3-5 Tage im Kühlschrank, man kann es allerdings in einer Eiswürfelbox
einfrieren und bei Bedarf auftauen. Sollte es seltsam riechen oder aussehen, sich Schimmel zeigen, bitte nicht mehr verwenden.
Was macht man nun damit?
Das Gel eignet sich ganz wunderbar als Hauterfrischer. Es spendet Feuchtigkeit, beruhigt und regeneriert die Haut, auch bei leichten Verletzungen
oder Verbrennungen ist es geeignet. Es kühlt, ist reizlindernd und beschleunigt die Heilung. Die Schleim- und Gerbstoffe bilden eine Art
Schutzschicht, die so auch die Feuchtigkeit in der Haut binden. Du kannst es als Creme-Unterlage verwenden, das leicht klebrige Gefühl
verschwindet bald, oder trage es als erfrischende Hautmaske auf.
Durch die reizlindernden, beruhigenden Eigenschaften des Gels ist es auch zur Einnahme geeignet, denn auch auf einer gereizten Halsschleimhaut
durch Erkältung, Husten, Halsschmerzen und Heiserkeit bildet sich eine Schutzschicht, die sehr wohltuend ist.
Natürlich gibt es auch wieder etwas aus der Mythologie zur Quitte, und auch natürlich wieder einmal aus der griechischen. Bestimmt sagt euch
"Das Urteil des Paris" etwas. Der Prinz Paris war der Sohn des Königs Priamos, des Königs von Troja und der Hekabe. Als er sich in die schöne
Helena verliebte, löste er damit den Trojanischen Krieg aus. Eines Tages erschien ihm der Götterbote Hermes, er sollte sein Urteil darüber fällen,
welches die schönste Göttin ist: Athene, Hera oder Aphrodite? Hera verspricht ihm Herrschaft über die Welt, Athene verspricht Weisheit, Aphrodite
hingegen bietet Paris die Liebe der schönsten Frau der Welt. So entscheidet sich Paris für Aphrodite und als Zeichen seines Urteils überreicht
er ihr einen goldenen Apfel, eine Quitte (Kydonischer Apfel, Hesperiden-Apfel).
Die Quitte war ein Symbol für Glück, Liebe und Fruchtbarkeit. Mädchen wurden Quitten als Liebeserklärung zugeworfen, Brautleute bekamen
Quitten vorgesetzt, damit die Ehe mit Fruchtbarkeit gesegnet war.
Aus den Kernchen konnte man auch einen Liebeszauber herstellen. Die Kerne mit etwas Blut des linken kleinen Fingers und einem Haar des
Geliebten wurden zu Brei gekocht und ihm an den Rock gerieben.
Den link zum Kuchen findest du oben im Text, ebenso den link zum Quitten-Herbstwellness-Körperöl und hier gibt es ein Ingwer-Quitten-Oxymel.
Bitte lies den Disclaimer, wenn du die Rezepte nachmachen oder Pflanzen - egal welcher Art - ausprobieren möchtest.
Judgement of Paris, Pierre Paul Rubens - 1577 - 1640 / gemeinfrei / Documentary photo of 17th century painting in a public collection
http://www.nationalgallery.org.uk/paintings/peter-paul-rubens-the-judgement-of-paris/