Das Julfest oder die Wintersonnenwende naht und somit sehen wir langsam einen Lichtstreif am Horizont der langen Dunkelheit.
In Frost und Eis ist alles erstarrt, wo Leben war ist alles tot. Cailleach, die schwarze Göttin des Winters hat alles in Kälte gehüllt, mit Schnee
bedeckt, Blüten und Früchte sind im Eis erfroren, zerstört oder verfault. Aber nun ist Wintersonnenwende, der dunkelste Punkt des Jahres,
die längste und dunkelste Nacht, der kürzeste Tag. In der Nacht der Wintersonnenwende, die meist auf den 21. Dezember fällt, gebiert
die große Göttin in der tiefsten Dunkelheit der Erde das Sonnenkind, den Gott Lugh, der uns nach und nach wieder mehr Licht bringen wird.
Andere Namen dieser Nacht sind daher auch Mutternacht oder Modranecht, Modron. Modron ist uns schon bekannt. Zu Imbolc im Frühling
trägt Brigid als weiße Göttin den Stab, den sie an Modron, die rote Göttin weitergibt in der Sommerzeit. Zu Samhain wird dieser an Cailleach
weitergereicht bis zum nächsten Imbolc-Fest.
Jul, bedeutet eigentlich Rad, das Symbol der Sonne, der Name kommt aus alter heidnischer Zeit und so wurden früher auch mit Stroh
umwickelte Räder einen Berg heruntergerollt, ein Brauch um die Felder fruchtbar zu machen, auch zu Ostern kann man diesen Brauch noch
finden.
Die Rückkehr des Lichtes wird auch im Christentum gefeiert, die Geburt von Jesus Christus, der Messias der den Menschen das Herzenslicht
zurückbringt. Es wird Weihnachten gefeiert, die Weih-Nacht, die geweihte oder heilige Nacht.
Alle Zeichen stehen auf Wiedergeburt, wo nun Tod und Eis herrscht, werden nach und nach mit zunehmendem Licht und Wärme Samen spriessen,
Knospen erweckt und sich die ersten Blüten zeigen. Es ist noch ein Weilchen hin, aber nach dem tiefsten, dunkelsten Punkt ist ein Zenit erreicht.
Es ist wie mit den 10 Schwertern im Tarot. Wenn die größte Dunkelheit erreicht ist, kann es nicht mehr dunkler werden. Von diesem Moment
geht es wieder bergauf.
Der Sonnenkult ist uralt. Wir kennen ihn aus Ägypten, wo die helle Scheibe lange Zeit die oberste Gottheit war und als Ra oder Re verehrt wurde.
Sie fuhr in einem Schiff, der Sonnenbarke über den Himmel.
Ob im alten Babylonien oder in Stonehenge, die Sonne war immer wichtig, denn sie brachte Fruchtbarkeit, Leben und Wärme. Auch die Griechen
verehrten sie in der Form des Gottes Apollon, der mit der Kraft der Heilung, der Lösung von Flüchen und der Gabe der künstlerischen Inspiration
ausgestattet war. Er war aber nicht die Sonne selbst, sondern zog diese in einem goldenen Wagen jeden Tag von Osten nach Westen über den
Himmel. Helios war ebenso ein Sonnengott und preschte mit seinem Sonnenstreitwagen, gezogen von Pferden den Himmel entlang.
Auch im persischen Mithras-Kult spielt die Sonne eine wichtige Rolle und weist Parallelen zur Geburt Jesu auf. Bei seiner Geburt waren Hirten dabei,
er wurde am 25.12. geboren und es gab eine Art Taufe, um in diese Gemeinschaft aufgenommen zu werden. In Indien gab es den Sonnengott Surya,
in Skandinavien den Gott Baldur und es gab Freyr, der auf seinem goldborstigen Eber Gullinborsti ritt.
Aber egal, welcher Gott nun für die Wärme und das Leben zuständig waren, er wurde verehrt und es wurde ihm mit Ritualen gehuldigt, damit man
sichergehen konnte, dass er nach der dunklen Zeit auch zurück kam.
Ende Januar werden wir es bereits spüren, an fast einer Stunde mehr Licht. Und dann, um uns herum oder auch in uns macht sich etwas bereit.
Ein Same springt auf, ein Keim wächst. Es sammelt sich eine neue Kraft in der Erde, aber auch in uns. Bis dahin sollten wir die Zeit nutzen, ruhen,
einen Rückblick auf das Jahr halten und zurücklassen, was uns nicht mehr dient oder voran bringt. Lassen wir es sterben in uns, streifen wir es ab,
reinigen wir unser inneres und äußeres Haus und werden still, wie ein Schneetag, an dem sich die weißen Flöckchen auf die Welt legen und sie
ganz leise wird. Nutzen wir diese ruhige Zeit, wir brauchen sie, in diesen Jahren mehr als sonst.
Und solange halten wir eine Art Winterschlaf, schauen den Eichhörnchen zu, wie sie über verschneite Bäume huschen, beobachten den Fuchs im
Wald auf seiner Jagd nach Mäusen, genießen wir einfach mal, dass die Welt etwas langsamer läuft. Die Zeit der Aktivität kommt, aber sie ist
nicht jetzt.
Und natürlich: Zünden wir uns ein Feuer an, stellen wir Lichter auf - feiern wir das Licht, dass uns bald wieder Leben bringt, machen wir die Welt -
gerade in diesen Tagen - ein wenig heller. Erhellen wir die tiefdunkelsten Punkte, lauschen den Winterstürmen, wenn die Wilde Jagd reitet.
Halten wir uns warm, innerlich wie äußerlich. Wenn du noch haderst, jemandem zu verzeihen oder mit Dingen deinen Frieden zu machen,
jetzt ist eine gute Zeit dafür. Überlege dir, ob es Sinn macht, an Vergangenem festzuhalten und besinne dich darauf, was für dich wichtig ist,
vielleicht kannst du es loslassen oder jemandem verzeihen. Tue dir gut, mach es dir gemütlich, lese ein gutes Buch, koche dir einen Tee,
genieße eine heiße Kräuterbadewanne. Stelle Lichter auf und entzünde Feuer und entzünde auch dein inneres Feuer, damit es dich warm hält
und wärme damit auch andere. Gerade in den letzten 2 Jahren ist das noch wichtiger geworden. Mach anderen eine kleine Freude, bringe Kinderaugen
zum Strahlen und freue dich einfach an dem was du hast - auch Dankbarkeit ist wichtig. Denn auch wenn wir gerade nicht so können wie wir wollen,
wir haben doch mehr, als das, was wir nicht haben.
In diesem Sinne wünsche ich dir eine schöne, warme, helle und erhellende Wintersonnenwende.
Weiterlesen kannst du hier: Bräuche und Rituale zum Julfest
und hier: Die Rauhnächte - eine magische Zeit