Es gibt immer mal wieder Zeiten, wo ich nicht so gut schlafen kann. Vollmond z. B. , oder es geht mir viel im Kopf herum - kreisende Gedanken,
Themen, wo man einfach keinen Aus-Knopf findet oder zum Frühling oder Winter hin, wenn sich die Hormonwelt auf den Kopf stellt.
Baldrian funktioniert bei mir so gar nicht, Passionsblume dämpft alles etwas ab aber durchschlafen konnte ich damit auch nicht. Auch Hopfen
beruhigte mich, half mir aber auch nicht dabei.
Irgendwann stieß ich dann auf Blauen Lotus und Ashgawandha. Und dass warme Milch mit Honig beim Einschlafen hilft, wissen wir auch nicht
erst seit gestern. Kuhmilch enthält Tryptophan, diese wird im Gehirn zu Serotonin umgewandelt. Daraus entsteht das Schlafhormon Melatonin,
das uns beruhigt, müde werden und schlafen lässt. Da Kuhmilch ja immer mehr aus dem einen oder anderen Grund in die Kritik gerät und von
immer mehr Menschen nicht vertragen wird, funktioniert die Moon-Milk auch auf pflanzlicher Basis, also mit Hafer- , oder Mandelmilch und Co.
Du kannst also für dich selbst entscheiden, welche Milch du für dich wählst.
Die Moon-Milk stammt aus dem Ayurveda und arbeitet mit Gewürzen, Honig und Adaptogenen und sollte eigentlich möglichst wenig erwärmt
werden. Deshalb mache ich mir einen Teeaufguß, der ziehen kann und gebe dann Milch und Honig nur noch dazu. Gerade in letzter Zeit haben
wir mit Stress zu tun und damit meine ich nicht den Kurzzeitstress, sondern den Langzeitstress, der für uns absolut ungesund ist. Covid-19,
diverse Ängste um Gesundheit, Job, Finanzen plus den ganzen anderen Kram, den wir so bewältigen müssen, hat uns in den letzten 2 Jahren
auf Trab gehalten. Und nun ist in Europa zusätzlich noch mehr dazu gekommen, Dinge die beunruhigen, die in Frage stellen, Dinge die
verunsichern. Ängste sind der Stressfaktor Nr. 1, denn sie produzieren bei uns im Körper jene Art Dauerstress, der uns das Gefühl gibt,
wir wären monatelang auf Mammutjagd oder müßten ständig gegen den Säbelzahntiger kämpfen. Ständige Stresshormonausschüttung
schwächt unsere Nerven und unseren Körper, wir sind dauermüde und wenn sich der Körper dann nicht mal nachts erholen kann...
Daher ist eine Moon-Milk am abend durchaus ideal, auch vielleicht ein kleines Abschüttel- oder Duschritual, bei dem du dir allen Stress vom Körper
wäscht oder dich zu wilder Musik ausschüttelst. Ca. 30 min bevor du ins Bett gehst schalte schon mal dein Handy oder den Fernseher aus, zünde
dir eine Kerze an und mache dir eine Magic Moon-Milk. Genieße sie in Ruhe und Frieden, denke etwas Positives, sei dankbar für das, was an diesem
Tag schön war, was gut geklappt hat, dafür was du hast. Schalte ab. Es ist wie beim Lernen von Meditation, es wird vielleicht nicht beim 1. Mal
funktionieren, auch nicht beim 2. oder 3. Mal. Aber je öfter du es wiederholst, desto besser wirst du runterschalten können, der Körper gewöhnt sich
und das Gehirn auch. Das ist die Kraft eines Rituals. Die Pflanzen machen den Rest. Die Mischung, die du siehst kannst du auch nur als Teeaufguß trinken,
er ist aber relativ bitter, daher trinke ich ihn gerne mit der natürlichen Milchsüße zusammen.
Ich bereite mir immer gleich ein Glas voll der Teemischung, dann hast du sie immer parat.
Für ein Schraubglas voll brauchst du:
2 1/2 EL Blue Lotus-Blüten
2 EL Ashwagandha Pulver
1 1/2 EL Rosenblätter oder Rosenknospen
1 1/2 EL Lavendelblüten
1 EL Zimtpulver
1 Vanillestange
10 Kardamomkapsel gemörsert
1/2 Muskatnuss gerieben
Die Blue Lotus-Blüten sind meistens noch relativ groß in der Packung, diese werden zerkleinert. Die Rosenknospen werden abgeblättert
oder du nimmst gleich Blütenblätter. Die Vanillestange wird in kleine Stückchen geschnitten. Alles wird zusammen mit Lavendelblüten,
den restlichen Gewürzen, Zimt- und Ashwagandha Pulver in einer Schüssel verrührt und in das Schraubglas gefüllt.
Für die Moon-Milk koche ich einen ziemlich starken Tee von 1 gehäuften EL pro Tasse/Schale - Ziehzeit 10 min. Decke den Tee ab in der
Ziehzeit, dann seihe ihn ab und gib das Kondenswasser zurück in den Tee, denn dieses enthält die wichtigen ätherischen Öle.
Dann gießt du mit Hafermilch oder anderer Milch auf und süßt nach Bedarf mit Honig.
Was ist denn nun das Geheimnis dieser Moon-Milk?
Kommen wir mal zuerst zu Ashwagandha. Ashwagandha (Withania somnifera) ist ein Nachtschattengewächs. Der Name bedeutet Pferdegeruch,
da die Wurzel dieser Pflanze stark nach Pferd riecht und stammt aus dem Sanskrit. Sie heißt bei uns auch Winterkirsche, Schlafbeere oder
Indischer Ginseng. Withania zeigt an, dass die Pflanze aus der Nachtschattenfamilie stammt und somnifera (schlaftbringend) macht klar, dass
es hier um Beruhigung und Schlafförderung geht. Der Pflanzenwirkstoff sitzt allerdings in den Wurzeln und Blättern. Die Beeren oder Kirschen
enthalten Alkaloide, die giftig sind. Aber sie enthalten Saponine, die sich für die Seifenherstellung eignen.
Ashwagandha gehört zu den Adaptogenen und wird im Ayurveda schon ewig zu den Heilpflanzen gezählt. Sie wird eingesetzt zur Angstlösung,
zur Schlafförderung, sie reduziert Stress, wirkt andioxidativ und entzündungshemmend, wirkt positiv auf unsere Hormonwelt, das Zentrale
Nervensystem und auf das Herz-Kreislauf/Lungen-System. Ist unser Streßlevel zu hoch, wird ständig Cortisol ausgeschüttet, neben Schlaf- und
Konzentrationsstörungen kann es zu Depressionen, Angststörungen, Reizdarm bis zum Diabetes kommen. Sie erhöht auch den DHEA-Spiegel.
DHEA (Dehydroepiandrosteron) ist ein Steroidhormon, welches überwiegend in den Nebennieren gebildet wird. Es macht den Geist klar,
hält unser Stresshormon Cortisol in Schach, fördert das Muskelwachstum und erhöht die Fettverbrennung. Auch gegen chronische Müdigkeit,
bei Autoimmunerkrankungen und Depression ist es hilfreich. Es gibt DHEA übrigens auch in Kapselform, es gilt als Wundermittel gegen
Alterserscheinungen, falls du mit deinem Arzt darüber reden willst.
Neueste Unterschungen zeigen: Wenn tgl. eine kleine Dosis Ashwagandha eingenommen wird, wird die Ausschüttung von Cortisol gebremst und
der DHEA Spiegel erhöht sich. Hoher Pulsschlag, hoher Blutdruck und andere Stress-Symptome werden gesenkt. Diese Pflanze sorgt leider nicht dafür,
dass unser Stress verschwindet, aber das wir und unser Körper besser damit zurecht kommt und nicht in Panik gerät. Mittlerweile kommt bei
mir
Ashgawandha auch morgens bei mir ins Müsli.
Und nun zum noch Spannenderen, zum blue lotus. Der Blaue Lotus (Nymphaea caerulea), die Blaue Seerose ist zuerst einmal eine wunderschöne
Blume. Im alten Ägypten wurde sie angebaut, das Symbol der Seerose ist euch bestimmt schon einmal auf ägyptischen Malereien oder in Steinmetz-
arbeiten aufgefallen. Selbst als Grabbeigabe des Königs Tutanchamums wurde sie gefunden, also eine sehr alte Pflanze, die die Menschen schon
lange begleitet. Die Göttin Isis soll sich aus ihr ein Parfum hergestellt haben, Kleopatra soll mit ihrem Zusatz gebadet haben, ihre Blütenblätter
gehören zum Kronen-Chakra und zum 3. Auge-Chakra, ihre goldene Sonnenmitte zum Solarplexus Chakra. Lange war sie vergessen, aber der Blaue
Lotus erfährt gerade eine Wiedergeburt.
Die Inhaltsstoffe der blauen Seerose sind spannend, sie enthält mehr als 20 verschiedene Antioxidantien, die höchste Konzentration ist in den
Blüten und Blättern enthalten. Und die wichtigsten Wirkstoffe sind die beiden Alkaloide Apomorphin und Nuciferin. Bei Apomorphin denkt man
sofort an irgendetwas Betäubendes, das ist aber hier nicht so. Es handelt sich um einen Dopaminagonisten, also einen Stoff, der im Gehirn die Wirkung
von Dopamin nachahmen kann und so den Mangel dieses Botenstoffs ausgleicht. Es ist also ein Ersatz des Dopamin, unseres
Glücklichmachers.
Das Nuciferin ist mit dem Apomorphin verwandt, besitzt eine entzündungshemmende Wirkung und man forscht momentan an der Umkehrung
von Leberschäden, Behandlung von Diabetes 2, Tumorhemmung. Aber Achtung: Apomorphin wird als psychoaktives Alkaloid bezeichnet.
Aber wie Paracelsus schon gesagt hat: Die Dosis macht das Gift. Blue Lotus soll auch die Träume verbessern und zu luziden Träumen verhelfen.
Ganz Mutige legen ihn in Wein ein und lassen ihn eine Woche ziehen, so haben ihn die Ägypter bereits genossen, die Wirkung soll dann
allerdings berauschend sein, so mutig war ich noch nicht.
Alles in allem: Ob und wie man mit den Pflanzen arbeitet, dass mußt du für dich entscheiden - ich schreibe hier nur von meinen eigenen Erfahrungen.
Und ich weiß, dass ich mal in einer sehr schlaflosen Zeit, wo ich über Monate unklare Bauchschmerzen hatte, mit Blue Lotus den besten Schlaf meines
Lebens hatte. Allerdings war das ein Tee aus reinem Blue Lotus, der 15 min zog und die Dosis bestand aus 10 g, also einer ziemlichen Menge, was
Teedosierung so angeht. Ich schlief 15 Stunden wie ein Stein durch, als ich erwachte war es ein wenig wie nach einer Narkose und ich hatte die ersten
Minuten Schwierigkeiten mich zu bewegen. Aber ich war über mehrere Tage so erholt und fit, wie schon lange nicht mehr.
Hier geht es jetzt um eine viel geringere, gemischte Teedosis, die einfach auf die Seele und die Muskulatur entspannend wirkt, Anspannung und
Ängste mindert oder löst, das Nervensystem etwas herunter fährt und die Hormonwelt bei regelmäßiger Anwendung wieder in die Balance bringt.
Dabei macht weder die eine, noch die andere Pflanze abhängig. Lavendel und Rose beruhigen das Herz und sorgen ebenfalls für Stressresistenz.
Muskat entspannt und beruhigt die Nervenwelt und auch den Bauch, da es verdauungsfördernd wirkt. Mir hilft diese Mischung jedenfalls und
wer mir hilft, wer heilt- hat bei mir Recht.
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