Sommer - mal wieder Zeit für etwas Farbe auf den Lippen. Letztens habe ich ein Glycerit aus Hibiskusblüten angesetzt, daher stammt diese
schöne Farbe. Was ein Glycerit ist? Ein Glycerit ist ein Pflanzenauszug in Glycerin. Man kann Pflanzen in Alkohol ausziehen und daraus Tinkturen
herstellen, wie z. B. eine Mädesüss-Tinktur, eine Erkältungstinktur oder eine Fichtennadel-Kiefernadel-Wacholder-Tinktur. Oder man zieht die
Pflanzen in Öl aus, wie hier die Schafgarbe oder das Gänseblümchen. Dabei gehen die Öl-löslichen Inhaltsstoffe in das Öl über.
Falls jemand mal probiert hat, getrocknete Hibiskusblüten in Öl oder Alkohol auszuziehen, der wird enttäuscht sein. Denn die wunderschöne Farbe,
die wir von Hibiskusblütentee gewohnt sind, bekommt man damit leider nicht. Mit Glycerin schafft man das, denn dieses ist in der Lage aus dem
Pflanzenmaterial die roten bis violetten Farbstoffe herauszuholen, die Anthocyane. Und so eignet sich das Glycerin super für Auszüge von z. B. Hibiskus,
Holunder-, Brom-, und Himbeere. Auch toll geeignet ist Glycerin für die Herstellung von Gemmo- oder Knospenmazeraten. Wie das geht erfährst
du hier (Lärchen-Gemmomazerat), hier (Rosmarin-Gemmomazerat) und hier (Gemmotherapie allgemein, Ansatz und Wirkung von Schwarz-
und Weißdorn, Kastanie und Brombeere).
Und was ist nun überhaupt Glycerin? Glycerin schmeckt süßlich, das liegt daran, dass es der einfachste, dreiwertige Zuckeralkohol ist. Es ist in allen
natürlichen Fetten und Ölen vorhanden und dir sicher unter dem Namen Triglycerid bekannt. Früher und teilweise auch heute noch wird Glycerin
aus Erdöl hergestellt, mittlerweile wird es aber überwiegend aus natürlichen Rohstoffen hergestellt.
In deiner Kosmetik (schau mal auf deine Inhaltsangaben) ist eigentlich in jeder Creme, in Zahnpasta, in Shampoos oder Duschgelen Glycerin enthalten.
Glycerin bindet die Feuchtigkeit in der Haut und wirkt damit positiv auf die hauteigene Barrierefunktion. Es reduziert Hautschädigungen und hält
die Haut glatt und geschmeidig. Allerdings ist es auch ein Alkohol - und Alkohol trocknet die Haut aus. Glycerin ist hygroskopisch, wasseranziehend -
es liebt Feuchtigkeit - egal woher sie kommt.
Also: Findet Glycerin Wasser in der Luft (z. B. bei hoher Luftfeuchtigkeit), zieht es dieses an. Findet es Feuchtigkeit in der Creme (wie z. B. bei meiner
Hibiskus-Rosen-Creme), nutzt es dieses. Ist beides nicht vorhanden, zieht es das Wasser aus den unteren Hautschichten - damit trocknet es die
Haut aus. Findet es also genug Wasser drumherum, super - dann bindet es diese in den Hautschichten und pflegt die Haut!
Nach soviel Input aber nun zum Rezept: Erstmal stellen wir ein Hibiskus-Glycerit her. Dafür nutzen wir getrocknete Hibiskusblüten. Du benötigst
nur 3 Zutaten, die Blüten, etwas Wasser und Glycerin. Bei Glycerin nimmst du am besten ein Bio-Glycerin, mindestens 75-80 %ig (dann ist es selbst-
konservierend) und es sollte pflanzliches Glycerin sein, z. B. aus Soja oder Mais. Es wird aber teils auch aus Palmöl gewonnen, also schau möglichst
auf die Deklaration.
Für 30 g Hibiskus-Glycerit:
24 g Glycerin
knapp 10 g getrocknete Hibiskusblüten (6 g aufheben und nur 4 g ins Glycerin füllen)
2 g destilliertes Wasser
Die Hibiskusblüten habe ich komplett zu einem feinen Pulver gemahlen. Im Mörser ist das ziemlich anstrengend, so habe ich meine elektrische
Gewürzmühle bemüht. Das Glycerin wird mit dem Wasser vermischt und in ein Gläschen gefüllt, das Hibiskuspulver wird dazugegeben und alles
verrührt. Sofort kannst du die schöne Farbe genießen. Ich habe es jetzt knapp 7 Tage ziehen lassen und dann abgeseiht. Das ist übrigens eine
ziemliche zähe Angelegenheit. Mit viel Zeit, einem Teessieb und danach über einen Teefilter habe ich eine schöne rote, aber klare Flüssigkeit
bekommen, welche wir nun z. B. in Cremes einsetzen können.
Für den Lipgloss, der hier ziemlich dunkel aussieht, aber auf den Lippen nur frische Farbe gibt, brauchst du:
5 g Rosenwachs - ein bisschen Luxus,
Infos zum Rosenwachs und zur Wirkung von Hibiskus in der Kosmetik findest du bei der Pflegecreme mit Hibiskus und Rose
5 g Kakaobutter
5 g Kokosöl
3 g Mandelöl
6 g Hibiskuspulver
4 g Hibiskus-Glycerit
optional: 1 Messerspitze Mica/silber für den Glitzer-Effekt
2 Döschen
Das Hibiskuspulver wird in das Hibiskus-Glycerit gerührt, das macht die Masse wieder etwas zähflüssiger.
In einem Wasserbad wird die Kakaobutter mit dem Wachs und den Ölen langsam geschmolzen. Etwas abkühlen lassen.
Die Döschen mit Alkohol desinfizieren. Wenn du den Glitzer-Effekt möchtest, rührst du nun das Mica in die Wachs-Öl-Mischung.
In die Döschen abfüllen, nun gibst du tröpfchenweise und unter stetigem Rühren das Glycerit dazu. Das ist ein wenig tricky, denn du solltest
den richtigen Zeitpunkt abpassen. Ist die Mischung noch zu warm, setzt sich das Pulver unten am Boden ab. Ist es zu kühl, zieht evtl. schon das
Wachs an und verbindet sich nicht mehr richtig mit dem Glycerit.
Bei geöffnetem Deckel auskühlen lassen.
Bitte lies den Disclaimer, wenn du die Rezepte nachmachen oder Pflanzen - egal welcher Art - ausprobieren möchtest.