Rote Johannisbeeren eignen sich zusammen mit Zitronenmelisse prima für einen Shrub. Frisch gepflückt dürfen sie es sich zusammen
mit Honig und einem guten Apfelessig in einem bauchigen Glas bequem machen und fröhlich vor sich hin ziehen. Aber was ist eigentlich
ein Shrub? Ein Shrub ist quasi der kleine Bruder oder die kleine Schwester des Oxymels. Er besteht eigentlich nur aus 3 Teilen: Obst,
Honig oder Zucker und Essig. Das Ergebnis nach der Ziehzeit ist ein erfrischener, süß-säuerlicher Fruchtsirup, den ich im Sommer sehr
schätze. Das Schöne ist: Er ist total wandelbar..., du kannst Obst deiner Wahl mit Kräutern oder Blüten deiner Wahl fröhlich mischen,
immer wieder andere Geschmacksrichtungen ausprobieren und zum Herbst/ Winter auch prima mit Gewürzen um dich werfen.
Der Name Shrub kommt ursprünglich aus Arabien von dem alten Wort für „trinken“, auch Sharbah, Sharbat, Sherbet, Sharab. Er war
ursprünglich mal dazu gedacht, in der Hitze Arabiens das Obst länger haltbar zu machen und das schon im 12. Jh. Ich finde es einfach toll,
mit Beeren, Steinobst und Kräutern zu experimentieren und ein Shrub eignet sich auch toll als Geschenk zu einem Grillabend oder als
Mitbringsel für ein Picknick.
Es gibt mehrere Arten einen Shrub zuzubereiten. Ich stelle dir hier 3 Varianten vor. Kaufe dir einen Rohrohrzucker, ein Glas Honig, einen sehr
guten Bio-Apfelessig und große Gläser. Und dann benötigst du nur noch ein (oder mehrere) Früchte deiner Wahl. Alles, was du dann noch
brauchst ist Zeit, denn der Shrub dauert je nach Zubereitung 1-7 Wochen.
Statt des Apfelessigs kannst du auch andere Essig-Sorten probieren - z. B. einen Teil des Apfelessigs durch dunklen Balsamico ersetzen,
für Shrubs mit Pflaumen, Weintrauben, Brombeeren. Ein Essig aus Zitrusfrüchten, ein Himbeer-Essig, ein Erdbeer-Essig - schau dich mal
um in deinem Supermarkt, und überlege dir was passen könnte. Ich hatte jetzt keinen Johannisbeer-Essig, der hätte heute gut gepasst,
aber ich habe einen super-fruchtigen Apfelessig im Haus und der klappt hier auch prima.
Johannisbeer-Zitronenmelisse-Shrub
Zubereitung 1: Dauer 14 Tage
500 g Johannisbeeren, einige Zweige Zitronenmelisse
500 g Honig oder Rohrohrzucker
500 g Bio-Apfelessig
Du siehst schon, es gibt 3 gleiche Teile und das bleibt bei allen 3 Varianten so. Die Johannisbeeren werden gewaschen und getrocknet
und natürlich entstielt. Die Zitronenmelisse wird in kleine Stücke geschnitten, die Stiele kannst du hier in diesem Fall dran lassen.
Schichte alles in ein Glas und zerstampfe die Beeren und Melisse ein wenig, so bricht die Zellstruktur auf und die Säfte und Aromen können
besser austreten. Dann fülle alles mit dem Essig auf, verschließe das Glas und lasse das Ganze 2 Wochen ziehen. Das Glas sollte nicht in der
Sonne stehen und täglich einmal geschüttelt werden. Ähnlich wie bei einem Tinktur- oder Oxymelansatz oder Ölauszug beugt dieses der
Schimmelbildung vor. Nach den 2 Wochen kannst du alles durch ein feines Sieb oder Baumwolltuch in einen Topf abseihen.
Gib den Zucker dazu und erhitze den Fruchtessig bei geringer Wärme, solange bis sich der Zucker aufgelöst hat. Dann fülle alles in frisch
desinfizierte Flaschen ab.
Auf diese Art und Weise ist der Shrub ca. 1 Jahr haltbar, er sollte kühl und dunkel gelagert werden. Du kannst ihn folgendermaßen verwenden:
Gib eine kleine Menge des Sirups (nach Geschmack) in ein Glas und gieße mit Mineralwasser auf, du kannst ihn aber auch in einen Prosecco
oder Sekt geben. Alternativ kannst du ihn auch in ein Joghurt rühren, ihn statt Essig in ein Salatdressing geben oder ihn auch nutzen, um
Marmeladen oder Gelees damit abzuschmecken.
Shrub ist auch eine gute Gelegenheit Obst aufzubrauchen, was du mal übrig hast, oder wenn im Garten zuviel geerntet wurde, um es sofort
zu verbrauchen - setze dir einfach einen Shrub an.
Johannisbeer-Zitronenmelisse-Shrub
Zubereitung 2: Dauer 14 -21 Tage, evtl. Nachzieh-Zeit von 4 Wochen
Eure Zutatenliste bleibt gleich. Die Johannisbeeren werden wieder geputzt und zusammen mit der Zitronenmelisse in ein Glas geschichtet.
Nun wird der Essig erhitzt - nicht kochen lassen, nur erhitzen. Dann gießt du den heißen Essig über die Früchte, verschließt das Glas und
stellst es dunkel und kühl. Nach der Ziehzeit von 2-3 Wochen, seihst du dann deinen Obst-Essig ab. Nun wird der Essig mit dem
Zucker oder Honig aufgekocht, ca. 5 Min., sollte dabei Schaum entstehen, kurz abkühlen lassen. Dann wird die noch heiße Flüssigkeit
wieder in desinfizierte Flaschen abgefüllt, verschlossen und kühl und dunkel aufbewahrt. Er wäre dann auch einsatzbereit, läßt du ihn
aber noch einmal nachziehen, wird er weicher und runder im Geschmack, der Essig-Geschmack läßt nach, die Frucht tritt mehr hervor.
Durch das Kochen ist dieser Shrub ebenfalls ca. 1 Jahr haltbar.
Und nun noch zur letzten Methode. Diese ist ehrlich gesagt für mich die Interessanteste und auch die Sinnvollste. Denn sie verzichtet auf das
Erhitzen. Das bedeutet vielleicht, dass der Shrub nicht so lange haltbar ist, aber ich mache dann lieber kleine Mengen und habe die wertvollen
Bakterien erhalten, die bei dem Fermentationsprozess entstanden sind. Außerdem möchte ich, wenn ich das Ganze mit Honig mache, auch die
wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs nicht zerstören. Ich finde Methode 1 und 2 ok, wenn ich mir einfach ein erfrischendes Getränk zaubern
möchte. Wenn ich aber Wert auf die Inhaltsstoffe und auf ein gesundes Ferment lege, bevorzuge ich diese Methode. Deshalb kommt jetzt hier
die 3. Methode, nach der ich hier den Shrub gemacht habe.
Johannisbeer-Zitronenmelisse-Shrub
Zubereitung 3: Dauer 7-10 Tage
Die Zutaten und Mengen bleiben wieder gleich, die Johannisbeeren sind geputzt und die Zitronenmelisse geschnibbelt. Die Beeren werden
wieder mit der Melisse in ein Glas geschichtet und dann werden sie mit einem Holzlöffel angedrückt, so dass der Saft besser austreten kann.
Dann kommt der Zucker (oder Honig) dazu und alles wird verrührt. Das Glas wird mit einem Tuch abgedeckt und über Nacht können die
Beeren durch den Zucker ihren Saft abgeben.
Am nächsten Tag kommt der Essig dazu und alles wird noch einmal umgerührt. Wieder mit einem Tuch abdecken. Die Mischung wird ab
jetzt 2x täglich mit einem Holzlöffel umgerührt und danach wieder mit dem Tuch abgedeckt. Der Fermentierungsprozess beginnt.
Nach 3 Tagen wird noch einmal umgerührt und das Glas wird mit einem Deckel verschlossen, weitere 3 Tage folgen. Während dieser
Zeit immer wieder mal schütteln oder auf den Kopf stellen, das ist die Mazerationszeit, d. h. die Beeren und Kräuter werden mürbe
gemacht, die Inhaltsstoffe gehen in die Flüssigkeit über.
Dann das Ganze wieder abseihen, in frisch desinfizierte Flaschen füllen und kühl stellen. Dort kannst du es noch einige Tage reifen lassen,
ich fand es allerdings auch schon so ganz lecker. Der Shrub sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden und nach Anbruch in 3-4 Wochen
verbraucht werden.
Übrigens bei allen 3 Methoden mußt du das Obst hinterher nicht wegwerfen, du kannst daraus noch eine Salsa herstellen oder es schmeckt
auch auf einem Butter- oder Frischkäsebrot ganz lecker.
Wenn du Rezepte oder Pflanzen hier am blog ausprobierst, lese bitte dazu den Disclaimer.
Weitere leckere und gesunde Getränke:
Sommerbeeren-Oxymel mit Rose und Mädesüß
