Ich finde Borretsch-Blüten ganz zauberhaft. Diese blaue, leuchtende Farbe ist einfach der Hammer. Aber der Borretsch kann auch was.
Als Heilpflanze ist er ein wenig aus der Mode gekommen, denn er enthält genau wie der Huflattich oder der Beinwell Pyrrolizidinalkaloide
und ist daher auf Dauer oder in großen Mengen eingenommen lebertoxisch.
Aber wir reden hier von den schönen, blauen Blüten und Blättern, die wir gelegentlich als Deko oder als Salatbeigabe durchaus essen können.
Der Borretsch (Borago officinalis L.) oder auch Gurkenkraut gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Warum das so ist, läßt sich
unschwer an den älteren Blättern und Blütenstengeln erkennen. Sie sind nämlich ziemlich behaart und die Haare können bei älteren Pflanzen
ziemlich pieksen. Bei ganz empfindlichen Menschen können durch die kleinen borstigen Haare sogar Ausschläge auf der Haut entstehen.
Daher rate ich dazu, nur die Blüten oder die jungen Blätter in den Salat zu tun, denn so ganz angenehm finde ich den Pelz auf der Zunge auch nicht.
Kleinkinder, Schwangere und Stillende sollten den Verzehr besser ganz meiden, sicher ist sicher.
Bei Bienen, Hummeln und anderen Pollenträgern ist der Borretsch sehr beliebt. Sie umschwirren die blauen Blüten und können gar nicht genug
davon bekommen. Wer also einen Garten hat und etwas für die Insekten tun möchte, pflanzt den Borretsch als Bienenweide. Auch Schmetterlinge
mögen ihn. Er wächst zwar nur einjährig, wenn man aber die Blütenstände mit den Samen stehen läßt, sät er sich gerne auch selber wieder aus.
Der Borretsch kommt aus dem Mittelmeerraum und wird so ca. 60 cm groß. Erst im späteren Mittelalter kam das Gurkenkraut zu uns nach
Mitteleuropa. Die Blätter sind oval und ziemlich groß. Die Stängel sind hohl und verzweigt, die Blüten wachsen in Mengen in lockeren Blütenständen,
sind sternförmig, zuerst rosa und dann, durch Änderung des ph-Wertes himmelblau oder ganz weiß (Alba-Sorte). Nach dem Abblühen entwickeln
sich im Schutz des stehen bleibenden Blütenkelches pro Blüte meist 4 dunkelbraune Samen oder Klausenfrüchte, aus denen das sehr gesunde,
aber leider auch teure Borretsch-Öl gewonnen wird. Die Blüte beginnt im Mai und kann bis September dauern.
Er ist eigentlich ein Tiefwurzler, die Wurzeln sind fleischig, außen braun und innen weiß. Das hielt ihn nicht davon ab, in meinem Balkonkasten
ziemlich groß und breit zu werden. Gießen mußte ich ihn ziemlich viel, aber das nahm ich für die blauen Blüten gern in Kauf.
Das Gurkenkraut enthält Harze, ätherische Öle, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Saponine, Allantoin, Kieselsäure und Vitamin C, Kalium und blauen
Anthocyan-Farbstoff sowie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Und eben noch die schon oben genannten Pyrrolizidinalkaloide, wie Amabilin,
Intermedin, Lycopsamin und Supinin. Diese sind übrigens in den Blüten nur ganz gering vorhanden und das aus den Samen gewonnene
Öl enthält gar kein Alkaloid.
Das Borretsch-Öl hat übrigens einen sehr hohen Wert (bis 28 %) Gamma-Linolen-Säure und auch noch viele andere gesunde Säuren.
Bei der Namensherkunft ist man sich nicht ganz einig. Aus dem lateinischen könnte er abgeleitet sein: borra, „Gewebe aus rauer Wolle“, da die
Pflanze ja behaart ist. Im keltischen heißt b(p)orrach- Held und so sollte er - in Wein eingelegt - den Mut steigern. Und im arabischen gibt es
abu r-rach, „Vater des Schweißes“, denn der Borretsch besitzt eine schweißtreibende Wirkung.
Der Name Gurkenkraut ist dagegen sehr leicht zu erklären - probiere mal ein Blättchen oder eine Blüte..., sie schmecken wirklich nach Gurke und
so passt der Borretsch prima in einen Salat oder Gurkensalat. Aber auch Kräuterquarks, Buttern lassen sich mit ihm verfeinern oder du kannst die
Blätter wie Spinat zubereiten.
Andere Namen sind Blauhimmelstern, Kukumerkraut, Liebäugelein oder Augenzier, Herzfreude oder Herzblümelein oder Meeresstern. Und dann
gibt es natürlich noch regionale Ableitungen wie Borets, Puretsch, Burrasie und Beragä und viele mehr.
Nun zur Heilkunde. Früher war Borretsch eine anerkannte Heilpflanze und stand in jedem Kloster- und Arzneigarten (neben Beinwell und
Huflattich). Ihm wurde eine stimmungsaufhellende und beruhigende Wirkung zugeschrieben und gegen melancholische Stimmungen,
bei Schlafproblemen und nervösen Herzbeschwerden eingesetzt. Schon 1597 in "The Herball, or Generall Historie of Plantes" von John Gerard
hieß es: „Heute tun die Menschen die Blüten in den Salat, um sich fröhlich zu stimmen und die Laune zu verbessern. Vieles kann man aus der
Pflanze machen, was das Herz erleichtert, die Sorgen vertreibt und den Geist erhebt. Die Blätter des Borretsch, im Wein zu sich genommen,
machen Männer und Frauen froh und glücklich, vertreiben Trauer, Langeweile und Melancholie, das haben bereits Dioskorides und Plinius
bestätigt. Sirup aus Borretschblüten ist gut für das Herz, lässt die Melancholie vergehen und beruhigt die Verrückten.“
Aber auch zur Blutreinigung wurde er eingesetzt und damit auch gegen Entzündungen, Atemwegserkrankungen oder bei fiebrigen Infekten.
Auch ist er harntreibend und ein Tee davon ist prima bei Blasenentzündung und Co.
Borretsch ist übrigens auch ein fester Bestandteil der Frankfurter Grünen Soße oder der Blauen-Blüten-Tinktur. Dort werden blaue Blüten
(9 Stück) verwendet und als Tinktur angesetzt, die gegen Unruhezustände, Nervosität, Stress und Konzentrationsstörungen helfen soll. Neben dem
Borretsch eignen sich Kornblume, Wegwarte, Ehrenpreis, Vergissmeinnicht, Kriechender Günsel, Gundermann (Gundelrebe) und Lavendel dazu.
Ein Borretsch-Aufguss eignet sich auch, um mit einem Umschlag Ekzeme, Ausschlag und Entzündungen zu lindern.
Das Borretsch-Öl ist äußerlich wie innerlich wertvoll. Es ist supergut zur Hautpflege geeignet (im Vergleich; das sehr gute Nachtkerzenöl enthält
nur 10 % Gamma-Linolensäure). Besonders bei entzündlicher, sehr trockener oder zu Ekzemen neigender Haut ist das Öl geeignet, ebenso
zur Pflege von Neurodermitis geplagter Haut, denn es lindert auch den Juckreiz. Und auch bei reifer Haut bietet das Öl sich an, es hift gegen
Fältchen, verbessert das Hautbild allgemein und ist auch ein Mittel gegen Cellulite.
Innerlich ist es hilfreich gegen oben genannte Beschwerden wie Unruhe und Co., es begünstigt aber auch den Fettstoffwechsel und ist auch ein
guter Begleiter in den Wechseljahren, denn es trägt zur Stabilisierung des Hormonhaushaltes bei. Täglich sollte 1 EL genommen werden.
In alten Texten findet man auch noch Schönes zum Borretsch..., z. B. aus dem 11. Jh.: Er hilft den Herzkranken und denjenigen, die von
schwarzer Colera bedrängt werden. In Wein eingelegt und als Trank gereicht, bewirkt er Fröhlichkeit. Seine Abkochung mit Honig oder Zucker
getrunken, hilft gegen Krankheiten der Brust, der Lunge und der Kehle.
Aus dem 13. und 14. Jh.: Borragen Wein - bei Herzerkrankung, Toben, Melancholie, Herz-Zittern, Blut-Reinigung, „böse Fantasie“, Räude
und Aussatz. Bringt Freude und lindert den Leib. Stärkt das Sehvermögen.
Unter dem Namen Manus Christi boraginatus (Christus Hände) war ein "Medikament" gegen Schwächezustände bei Krankheiten des
Herzens und gegen „Unsinnigkeit durch die Dämpfe der Melancholie“ erhältlich, eine Zuckerverreibung aus Borretsch-Destillat und Zucker.
Dem wohlhabenden Bürgertum und dem Adel war das wohl zu profan und so gaben sie zerstampfte Perlen und fein verriebenes Gold dazu.
Wichtige Bestandteile dieser Verreibungen waren Flores cordiales (Herzblüten), wie eben der Borretsch oder Duftveilchen, Melisse, Rose
oder Gemeine Ochsenzunge. Die Krönung waren die Manus Christi de lapidibus preciosis, dort wurden zusätzlich noch Edelsteine zerrieben.
Vielleicht kommt daher der Beiname des Borretsch: Herzblümelein oder Herzfreude.
Also probiere ruhig mal die Blüten im Salat oder als Dekoration, ich finde sie einfach zauberhaft- Pyrrolizidinalkaloide hin oder her.
Übrigens: Das Anschauen und Bewundern oder Abtauchen in die Betrachtung der blauen Blüten ist ganz frei von Gefahren...!
Bei der Verwendung von Rezepten oder der Pflanzen hier am blog, liese bitte dazu den Disclaimer.