Magst du Malven auch so gerne? Ich habe dieses Jahr dieses wuchernde Mauretanische Malven-Glück auf dem Balkon und so konnte ich
einige opfern, um mir ein vielseitiges Malven-Glycerit anzusetzen. Aber auch in der Natur hast du manchmal Glück und findest die
Wilde Malve, die du ebenfalls nutzen kannst.
Malva sylvestris, die Wilde Malve gehört zu den Malvengewächsen, genau wie die Stockrose, der Hibiskus oder der Eibisch. Lustigerweise gehört
auch der Lindenbaum zu den Malvengewächsen. Blätter und Blüten können verwendet werden, aber auch die Samen und die Wurzel.
Die Malven lieben Sonne, kommen aber auch mit Halbschatten gut zurecht. Da sie recht hoch werden, mögen sie es ganz gerne irgendwo
angebunden zu werden, da sie sonst gerne mal mit obiger Blütenpracht abknicken. Malva sylvestris kann bis 120 cm hoch werden und blüht in
violett oder rosa. Meine Mauretanische Malve ist eine Kulturform ihrer wilden Schwester. Es gibt auch Buschmalven (Lavatera), die kleinere
Moschusmalve (Malva moschata) und die Schönmalve, die aber schon etwas anders aussieht, Wegmalve (Malva neglecta) und die Rosenmalve
(Malva alcea). Und deshalb bleiben wir heute bei Malva sylvestris und bei der Mauretanischen Malve oder Algier Malve (Malva Mauretania).
Andere Namen sind z. B. Käsepappel, was nichts mit ihrem Geruch zu tun hat. Blüht die Malve ab, kommen Mini-runde Früchte heraus und die
sehen aus wie kleine Käselaibe. Diese sind sehr schleimhaltig und so wurde früher aus ihnen Babybrei- oder Babypapp gemacht.
Aber auch andere Namen wie Käslikraut, Hanfpappel, Johannispappel, Katzenkäse, Pissblume, Rosspappel, Hasenpappel, Ross-Malve oder
Mohrenmalve muß sie sich gefallen lassen. Blütezeit ist ca. ab Juni und kann bis zum September/ Oktober gehen, je nach Witterung.
Ihre Inhaltsstoffe sind: Eisen, Eiweiß, Flavonoide, Gerbstoffe, Glucose, Kalium, Kalzium, Magnesium, Natrium, Vitamin C und ätherische Öle.
Und vor allem Schleimstoffe und die wirken antibakteriell und entzündungshemmend, reizlindernd, schleimhautschützend und wundheilend.
So wird sie gerne innerlich eingesetzt bei Bronchitis, Kehlkopf- oder Stimmbandentzündung und Husten, auch Reizhusten, bei Sodbrennen
und Magenproblemen wie Magenkrämpfen oder Magenschleimhautentzündungen.
Äußerlich kann man sie bei Insektenstichen, gegen Ekzeme und Hautentzündungen nutzen und für die Wundheilung, überall dort, wo ein
schützender Schleimfilm gebraucht wird. Dazu kann man sich einen Tee machen, eine Tinktur ansetzen oder auch einen Umschlag mit dem
Tee-Aufguss machen. Wichtig ist bei innerlicher Anwendung, dass der Tee mehrmals täglich in kleinen Schlucken getrunken wird, so dass sich
der schützende Schleimfilm immer wieder neu aufbauen kann. Auch gurgeln bietet sich mit dem Malventee an, gerade bei Halsschmerzen.
Beim Tee gibt es eine Besonderheit, denn er wird nicht aufgekocht, sondern mit kaltem Wasser angesetzt. Er läßt sich also - ähnlich wie ein
Misteltee - über Nacht ansetzen, so kann er ziehen und genügend Schleimstoffe bilden, die sonst beim Aufkochen des Tees zerstört würden.
Man sollte sich auch immer den Tee frisch ansetzen, Schleimstoffe verderben leider sehr leicht. Es hilft, den Kaltansatz mit abgekochtem Wasser
zu machen, dort ist die Keimbelastung nicht so hoch. Empfohlen werden täglich bis zu 3 Tassen.
Die Malve ist eine ältere Pflanze, denn schon in der Antike wurde sie als Gemüse angebaut. Eigentlich kam sie aus Asien und Südeuropa,
heute findet man sie schon fast überall in Europa. Im TCM wird die Malve dem Dickdarm, der Lunge und dem Magen zugeordnet, was mich
keinesfalls wundert. Die unreifen, grünen Samen gelten übrigens als Aphrodisiakum, also wenn du da Bedarf hast, kannst du das ja mal
austesten. Schon Xenokrates, der Arzt des Kaisers Tiberius behauptete, daß Malvensamen über die Genitalien gestreut, die Lust des Mannes
ins Unendliche steigern ("Schwellkraut") würde. Auch gegessen sollen sie bei Frauen als ein sehr starkes Aphrodisiakum wirken.
Der Name Pissblume hat übrigens hier nichts damit zu tun, dass sie bei Blasenentzündung hilft oder harntreibend wirkt, sondern weil
Malven früher als Schwangerschafts-Test genutzt wurden. Die Frau urinierte auf die Malve, blieb diese grün und aufrecht- also fruchtbar,
gab es Nachwuchs. Ging die Pflanze ein, gab es keinen.
Die Malve gehört übrigens neben Beifuß, Königskerze und Spitzwegerich in den Kräuterbuschen zur Kräuterweihe. Im August, zum Fest
Lughnasadh/ Schnitterinnenfest werden Kräuterbuschen zum Räuchern gebunden, die am 15. August zu Maria Himmelfahrt geweiht wurden.
Auch eine heilende Maske kannst du dir aus Malvenblüten machen. In Wasser oder Hydrolat werden einige Blüten ausgezogen. Eine damit
getränkte Kompresse wird nach ca. 3-4 Stunden Ziehzeit aufgelegt. Gerade trockene und alternde Haut profitiert davon, denn ihre Schleimstoffe
legen sich wie ein Schutzfilm auf die Haut, halten Hitze und andere Umweltfaktoren ab. Sie spenden Feuchtigkeit, gleichen kleine Fältchen aus
und halten Hitze, Wind oder andere Umweltfaktoren ab.
Schick ist es natürlich auch sich einen Tee zu machen - Malvenblüten geben einen schönen Blauton, ein Schuß Zitrone färbt ihn allerdings rosa.
Das liegt an dem Malvin - dem Farbstoff / Anthocyan der Malve, der sehr empfindlich auf den ph-Wert reagiert.
Aber nun mal zum Glycerit, ich bin wohl vor lauter Malvenbegeisterung etwas abgeschweift. Ein Pflanzenauszug von Malve in Glycerit bringt
mir nämlich auch die tolle Farbe der Anthocyane.
Für 50 g Glycerit von der frischen Pflanze:
40 g Glycerin
8 g Malvenblätter, Blüten, Käselaibe :)
2 g destilliertes Wasser
Das Malvenmaterial wird klein geschnibbelt und in ein frisch desinfiziertes Gläschen gepackt. Aufgefüllt wird mit Glycerin und Wasser. Nach einer
Woche kannst du ein hübsches rosa Glycerit abseihen.
Mehr zu Glyceriten, wie und warum du sie mal probieren solltest und worauf du beim Glycerin achten solltest, kannst du bei meinem
Lipgloss mit Hibiskus-Glycerit nachlesen. Im Gegensatz zum Glyzerit hatte ich dort nur Trockenmaterial.
Das Malven-Glycerit wird dann mal in einer Creme landen. Es wirkt dort reizlindernd, hautberuhigend, entzündungshemmend und schirmt ebenso
wie die Maske gegen Umwelteinflüsse ab. Und es ist feuchtigkeitsspendend und regenerierend und wird kleinen Knitterfältchen des Sommers den
Garaus machen. Und ich bin für die wilden Herbstwinde und die kommende Kälte gerüstet.
Die Schleimstoffe des Echten Eibisch, dem Verwandten der Malve, kann man übrigens noch für etwas anderes nutzen: Für Marshmallows,
jawohl! "Marsh-Mallow" heißt übersetzt "Sumpf-Malve", aus den klebrig, schleimigen Inhaltstoffen der Eibischwurzel wurden zusammen mit
geschlagenem Eiweiß und Zucker diese klebrige Süßigkeiten hergestellt.
Weiter unten folgen noch einige Malvenbilder und auch die wunderschöne Farbe des fertigen Malven-Glycerits, ...einfach scrollen...
Falls du Rezepte oder Pflanzen hier vom blog ausprobieren magst, lies bitte dazu den Disclaimer.
Hier findest du das Hibiskus-Glycerit und hier, bei 3x Natur-Sommerpflege habe ich noch ein Blue Lotus-Glycerit angesetzt.