Nun sind hier im Norden endlich die Holunderbeeren reif. Schwarz-violett hängen sie dicht an dicht am Baum und warten
auf ihren Einsatz in Holunderbeer-Apfel-Saft und einem Gelee.
Es kommt mir noch gar nicht so lange her vor, dass in den gleichen Bäumen die duftig-weiß-gelben Blütendolden des Holunders hingen.
Auf einmal - kaum merklich - spürt man, dass die Sommerzeit zu Ende geht. In den Supermärkten habe ich doch tatsächlich schon die ersten
Marzipankartoffeln entdeckt! Bis zum November werden sie von mir elegant übersehen und verschmäht :)
Die ersten Eicheln fallen, ein sicheres Zeichen dafür, dass wir uns bereits im Frühherbst des phänologischen Kalenders befinden.
Als ich auf Amrum war, habe ich mir schon gedanklich einen Sammelplatz hier in der Umgebung gesucht und wollte nach meinem Urlaub
losstapfen, Holunderbeeren sammeln. Da meldete sich eine liebe Kollegin mit Garten und Holunderbaum, die gerne ihre Beeren loswerden wollte.
Glück muß der Mensch haben - ich mußte nicht mal selber pflücken und konnte dann mit einer Müllsack-Tüte voller duftender Holunderbeerdolden
abziehen.
Zurück zu Hause begann dann die fummelige Tätigkeit: Erstmal alles waschen, Matschiges und Grünes aussortieren, eventuelle kleine 6-beinige,
unfreiwillig Mitgereiste auf den Balkon und in die Freiheit entlassen und ständig irgendwelche Wespen nach draußen tragen, die scheinbar auf
Holunderbeeren stehen. Es waren 1,5 Küchenspülbecken voller Holunder, puh!
Dann ging es los. Mit einer Gabel wurden die Beeren von den Dolden getrennt. Ich empfehle dir dabei dunkle Sachen zu tragen und eventuell,
wenn du an einer hellen Wand arbeitest, ein Handtuch hinzuhängen, oder ähnliches. Geht Saft daneben, fallen Beeren zu Boden - am besten gleich
wegwischen. Holunderbeeren enthalten wie Granatäpfel, Brombeeren und ähnlich dunkles Obst eine Unmenge von Anthocyanen, also ihre
unglaublich tollen, farbstarken Pflanzenfarbstoffe. Das macht sie so gesund für unseren Körper, aber sie färben wie Hulle. Also wenn du nicht vorhast,
in der nächsten Zeit zu renovieren, arbeite vorsichtig und sorge für entsprechenden Farb-Spritzschutz.
Ich wollte einen Saft und ein Gelee machen, habe aber keinen Entsafter. Es klappt aber auch ohne. Mir persönlich ist der Holundersaft pur zu
herb, daher habe ich ihn mit Apfel gemischt. Ich empfehle eine süßere Sorte (z. B. Gala, Cox Orange) dann spart man Zucker und der Saft,
bzw. das Gelee bekommt einen weicheren, runderen Geschmack, ohne das typisch Herbe des Holundergeschmacks zu verlieren.
Für den Saft hatte ich:
1,5 kg Holunderbeeren
3 Äpfel
1-2 Zitronen
1/2 TL Zimt
300 g Zucker
Für das Gelee benötigst du:
1,5 kg Holunderbeeren
4 Äpfel (lecker ist es auch, statt Äpfeln Pflaumen zu nehmen)
1-2 Zitronen
2 Vanilleschoten
500 g Gelierzucker 3:1
Eine Flotte Lotte ist sinnvoll, du kannst aber auch ein Mull- oder Safttuch oder zur Not eine alte Nylonstrumpfhose (gewaschen:) oder ein
altes Küchenhandtuch nehmen, welches du danach entsorgst, denn die Flecken gehen nicht mehr raus.
Weiterhin brauchst du hitzefeste Flaschen und Gläser, die du vorher auskochst - der Hygiene und der Haltbarkeit wegen.
Ich habe aus den Mengen 6 kleinere Gläschen Gelee und 3 kleinere und 2 große Flaschen Saft bekommen.
Eigentlich stellst du den Saft genauso wie das Gelee her. Also für den Saft: Die Äpfel werden gewaschen, geviertelt, das Kerngehäuse wird entfernt
und das Fruchtfleisch in Stückchen geschnitten. Zusammen mit den Beeren wandern die Apfelstücke in einen sehr großen Topf und werden erhitzt.
Du kannst auch noch etwas Wasser, Apfel- oder Pflaumensaft zufügen.
Aufkochen und einige Zeit köcheln lassen, bis Apfel und Beeren weich sind. Einen 2. Topf bereitstellen und die Masse darüber in eine Flotte Lotte
mit dem feinsten Einsatz füllen und rühren, bis nur noch der Trester übrig ist. Es macht daher nix, wenn man ein Doldenzweigstück dabei ist.
Es bleibt ja hängen. Alternativ die Masse lauwarm abkühlen lassen, in ein Safttuch füllen und über dem 2. Topf auspressen. Am besten trägst du
dabei Handschuhe.
Den Saft nun wieder aufkochen, den Zitronensaft zufügen, mit Zimt abschmecken und den Zucker einrieseln lassen. Köcheln lassen, bis sich der
Zucker gelöst hat und noch sehr heiß in die sauberen, ausgekochten Flaschen füllen. Sofort verschließen.
Für das Gelee verfährst du genau so. Der Saft wird mit dem ausgekratzten Vanillemark, dem Zitronensaft und dem Gelierzucker aufgekocht.
2-3 Minuten aufkochen und eine Gelierprobe machen. Dazu am besten vorher einen Esslöffel in den Kühlschrank legen. Zur Gelierprobe
läßt du auf den kalten Löffel einige Tropfen deines Gelees laufen. Wird es fest, kannst du es abfüllen, falls nicht kochst du es noch einmal
2 Minuten weiter. Alles kochend heiß in die Gläser füllen, verschließen und für 3-4 Minuten auf den Kopf stellen. Dann wieder umdrehen
und auskühlen lassen.
Der Saft schmeckt kalt lecker in einem Mineralwasser, heiß gemacht im Winter und ist sehr gesund. Probier ihn auch einmal in einer Salatsauce.
Und das Gelee ist toll zu Pfannkuchen, auf einem Frischkäsebrot oder auch zu einem Stück Ziegenkäse. Was den Sambucus nigra oder den
Schwarzen Holunder so gesund macht, wie man die Beeren und seine Blüten nutzt oder was er mit Frau Holle zu tun hat, kannst du hier nachlesen.
Machst du Rezepte hier vom blog nach oder verwendest hier genannte Pflanzen, lies bitte dazu den Disclaimer.
Falls du weitere Rezept-Inspirationen für den Holunder brauchst:
Erdbeer-Rosen-Holunder-Schnecken
Sommersonnenwend-Erdbeer-Holunder-Cookies