Wir sind in meiner Lieblingsjahreszeit, dem Vollherbst. Bei Spaziergängen können wir kleine Schätze entdecken und
wilde Bucheckern ernten.
Puh, ich weiß nicht, wie es euch geht? Bei mir war einiges los in den letzten Wochen. Wie immer im Herbst macht sich eine gewisse Melancholie
bei mir breit, alles fühlt sich nach Abschluss und Abschied an. Vieles wurde beendet - im beruflichen, wie im privaten. Vieles war schmerzhaft,
dann traurig, über einiges fühlte ich Bedauern bis die Akzeptanz da war. Aber all das braucht Zeit, es ist ein Prozess und es begann bereits im
Juni/ Juli. Nun ist es Ende September, die Blätter verfärben sich bereits, in der Luft liegt ein Hauch Kühle und es ist morgens schon dunkel, wenn
ich aufstehe. Ich mag diese Zeit, denn das große Loslassen hat begonnen. Die Herbst-Tag-und Nachtgleiche ist vorbeigezogen, doch dieses Mal
habe ich kein Gleichgewicht gefunden. Dafür war alles zu intensiv. Die Mondfinsternis ging tief und hat vieles hochgebracht, die Sonnen-
finsternis steht uns im Oktober noch bevor.
Vieles wird in den nächsten Wochen entschieden werden..., was soll in meinem Leben noch mit, was darf endgültig gehen. Einsichten ploppten
auf und ich habe viel verstanden. Ein großer Loslassprozess steht bevor, danach werde ich mit leichterem Gepäck weiterreisen. Doch vieles hat
keinen Sinn mehr, vieles fühlt sich leer an und bietet keine Weiterentwicklung mehr.
Um mich zu erden, bin ich heute losgetrabt. Ich bin durch Maisfelder gelaufen, dort wird bald geerntet werden. Ich habe die letzten Blüten bewundert,
an den letzten Rosen geschnuppert und habe die Farben genossen, die nun in der nächsten Zeit immer bunter werden dürfen. Kommst du mit auf
einen Spaziergang?
Zuerst habe ich wilden Dost entdeckt, oder Oregano (Origanum vulgare). Davon habe ich mir eine großzügige Portion abgepflückt, denn heute
abend gibt es Kürbis vom Ofenblech, das passt prima.
Die Gewöhnliche Berberitze oder Sauerdorn ist auch fast reif. Er wird bei uns gerne in Hecken angepflanzt und hat im Frühling niedliche kleine,
gelbe Glöckchenblüten. Vorsicht, er hat Dornen. Vögel nisten gerne in ihm, da die Dornen ihnen Schutz bieten und sie fressen auch gerne die
kleinen, sauer-bitteren Beeren. Für uns Menschen ist der Sauerdorn als leicht giftig eingestuft.
Eine meiner Herbstlieblinge ist die Hortensie (Hydrangea). Im Herbst werden sie bräunlich, sie sehen damit immer noch umwerfend aus, wie kleine
Vintage-Schönheiten und lassen sich auch gut trocknen. Einzelblüten kann man prima pressen und es lässt sich Schönes mit ihnen basteln.
Spannend finde ich, dass die Farbe der Blüten sich nach dem Ph-Wert der Erde richtet. Sie lieben Säure, liegt der Ph-Wert unter 4,5 gehen sie in
Richtung blau, bei 5,5 oder darüber färben sich die Blüten rosa oder weiß. Es gibt sogar unterschiedliche Erdsorten, falls ihr sie zu Hause auf der
Terrasse haben wollt.
Diese kleinen Zapfenfreunde sind mir quasi vor die Füße gefallen. Musste ich natürlich mitnehmen, die landen bestimmt in einem Schälchen als
Deko oder wandern in einen Herbstkranz. Sie stammen vom Urwelt-Mammutbaum, der sich demnächst im Oktober/November in Orange-Braun-
Töne hüllt, denn er ist nur sommergrün. Dann werden seine weichen Nadeln langsam zu Boden trudeln. Diese Zapfen sind eigentlich erst reif, wenn
sie sich braun verfärben, aber in grün finde ich sie auch sehr schön.
Normalerweise verbreiten sich die Samen nur nach einem Brand, die Hitze sorgt dafür, dass sich die Zapfen öffnen und ihre Samen entlassen.
Ich habe mal einen geöffnet, war gar nicht so einfach. Willst du einen Mammutbaum ziehen? Dann solltest du den Zapfen in einen Backofen packen
und bei ca. 80 Grad solange backen, bis sich der Zapfen geöffnet hat, danach muß er noch 2 Wochen in den Kühlschrank, denn er benötigt noch
einen Kältereiz, um zu keimen.
Gehen wir weiter. Die Rosen blühen noch, denn es war noch nicht sooo kalt, an vielen hängen nur noch die leckeren Hagebutten. Habe ich
natürlich auch schon gesammelt. Falls du Inspirationen brauchst: Probiere mal das Hagebutten-Zimt-Oxymel, oder das Hagebutten-Dreierlei...
Beim Weitergehen finde ich lustige Baumpilze und einen Kastanienbaum. Eine Kastanie rauscht kurz an meinem Kopf vorbei auf den Weg vor
mir und zerplatzt. Natürlich muß ich hier stehenbleiben. Ich fühl mich immer wie 7 Jahre alt, als ich mit meinen Eltern unter Kastanienbäumen
nach den schönsten Exemplaren gesucht habe. Kennt ihr das Gefühl? Wenn man das stachelige Gehäuse besiegte, 1 oder 2 Kastanien darin fand
und die glatten, glänzenden Handschmeichler in der Tasche verstaut hatte? Zuhause wurden kleine Tiere gebastelt oder sie lagen einfach auf
dem Tisch zur Dekoration. Ich liebe es heute noch...
Als ich hier so am Wasser stehe - so im Kastanienrausch - sehe ich es leuchten, in rosa und pink. Das Drüsige Springkraut ist immer noch am
Blühen, Hummeln und Bienen schlüpfen in die Blüten hinein, sodass man sie kaum noch sehen kann. Nur ab und zu sieht man einen plüschigen
Hummelpopo aus der Blüte ragen. Bis 2,50 m kann dieses Springkraut hoch werden. Es ist ein invasiver Neophyt, denn es hat sich mittlerweile
bei uns ziemlich ausgebreitet. Ich mag es irgendwie trotzdem und die Hummeln mögen es auch. Die Samen kann man übrigens naschen.
Einfach auf die Kapselfrucht drücken. Wenn sie reif ist, springt sie auf und entleert ihre schwarzen Samen, das kennt ihr bestimmt vom kleinen,
gelbblühenden Springkraut. Die Samen schmecken etwas nach Nuss.
Weiter geht es. Ich entdecke noch den gelb-leuchtenden Alant (Inula helenium), der langsam am Abblühen ist. Seine Wurzel hilft bei der
Verdauung und bei Krämpfen. Auch die Blätter kann man im Frühling oder Frühsommer als Gemüse verwenden, danach wird er zu bitter.
Im Sommer ist er bienenumschwirrt und sehr beliebt.
Einen Tee-Apfel habe ich auch noch gesehen. Das es keine roten Beeren, sondern Äpfelchen sind wie beim Weißdorn, erkennt man an den
Blütenkelchresten an der Unterseite. Wie halt beim Apfel und ebenso wie der Apfel ist er ein Rosengewächs. Die Äpfelchen sind sauer,
aber essbar. Der Tee-Apfel kommt eigentlich aus Asien und dort verwendet man die Blätter tatsächlich als Tee-Ersatz.
Die drei schwarzen Eichel-Freunde mussten natürlich auch noch mit nach Hause.
Da so ein Spaziergang hungrig macht, suche ich mir etwas zum Knabbern, denn ich laufe gerade in ein Buchenwäldchen. Überall liegen die
kleinen Samen der Rotbuche herum - meist schon aus den Bucheckern gefallen. Trägt die Rotbuche Bucheckern, heißt das sie ist mindestens
40 Jahre alt. Je heißer das Jahr war, desto mehr Bucheckern sind am Baum. Vögel und kleine Nager, wie das Eichhörnchen lieben die kleinen
Nüsschen, die man erst von ihrem Stachelkleid befreien muß und dann noch einmal von ihrer glänzend-braunen Schale.
Wie die Buchecker ist auch der Samen dreikantig. Ich nasche einige so und das ist ok. Größere Mengen solltest du so nicht essen, denn sie
sind leicht giftig. Neben einem Ölanteil von ca. 40 % enthalten sie, wie z. B. Rhabarber, Spinat oder Mangold Oxalsäure und den Wirkstoff Fagin.
Dieser kann zu Vergiftungserscheinungen, wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Erbrechen führen. Daher nehme ich den Rest mit,
schäle sie zu Hause und röste sie auf einer Pfanne mit Salz und einigen leckeren Gewürzen und habe für heute abend einen würzigen, salzigen
Bucheckern-Snack. Beim Erhitzen wird der Wirkstoff abgebaut und außerdem schmecken die Eckern dann noch leckerer.
Durchs Maisfeld trabe ich nun mit meinen Herbst-Schätzen nach Hause. Ich brauche dringend einen Tee. Falls ihr schon braune Buchenblätter
findet, probiert doch mal den wilden Buchenblätter-Tee...
Ich wünsche dir einen traumhaften Herbst. Genieße seine Schätze, finde deine Balance und deine Erdung, auch wenn es manchmal nicht so
einfach ist.
Möchtest du Pflanzen hier vom blog probieren, lies bitte dazu den Disclaimer. Danke!
